Abstract (deu)
Am Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts tummeln sich zwei Figaro auf der Bühne. Initiiert wurde diese Erweiterung der bereits zahlreich entstandenen Dramen um die Figur Figaro von Honoré Antoine Richaud Martelly, der sich mit einer neuen Figaro-Komödie an Beaumarchais selbst für dessen Kritik an seinen Schauspielkünsten rächen wollte. Les deux Figaro war Martellys Antwort auf Beaumarchais' Diffamierung. Aus dem Französischen übersetzt wurde Martellys Lustspiel unter anderem von Johann Friedrich Jünger, welcher es, wie auch andere Autoren, zu einem Libretto umfunktionierte. Zahlreiche Komponisten vertonten das neu geschaffene Sujet, wobei nicht auf jeden einzelnen eingegangen werden kann.
In der vorliegenden Arbeit wird das Libretto (1838) von Georg Friedrich Treitschke näher beleuchtet. Außerdem liegt der Fokus auf Conradin Kreutzers Oper Die beiden Figaro aus dem Jahre 1840, die zwar für Wien geschrieben, dann aber in Braunschweig uraufgeführt wurde, da der Komponist mit seiner Tochter, die als Sopranistin in Deutschland engagiert wurde, aus der Kaiserstadt abreiste. Dem Weg von Beaumarchais' Figaro-Trilogie über Martellys zwei Figaro zum Libretto von Treitschke folgt eine detaillierte Analyse der bisher nicht edierten Kreutzer-Oper, welche nur in Form einer Handschrift in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel respektive eines gedruckten Klavierauszuges aufliegt. Anhand von zeitgenössischen Rezensionen in den renommiertesten Musikzeitschriften des 19. Jahrhunderts (AMZ, AWrMZ, NZfM) wird der Versuch unternommen, die neue Figaro-Oper von Kreutzer als gelungene Fortsetzung von Der Barbier von Sevilla und Figaros Hochzeit gelten zu lassen.