Abstract (deu)
In dieser Diplomarbeit wird die Darstellung der Haltungsschulung der Jugend in dokumentarischen Filmen der Perioden 1930–1945 und 1945–1960 beleuchtet und miteinander in Bezug gesetzt, um Differenzen und Parallelen aufzuzeigen.
Basierend sowohl auf zeitgenössischer Literatur – z. B. von Oskar Kalbus, Wilhelm Hehlmann und Maria Montessori – als auch auf Sekundärliteratur – wie Abhandlungen von Thomas Alkemeyer, Paula Diehl und Bernd J. Warneken – werden theoretische Grundlagen herausgearbeitet, um fundierte Filmanalysen durchführen zu können. Dargelegt werden die Entwicklung des dokumentarischen Films vor und nach 1945, die Einstellung zu Körper und Haltung vom 18. bis 20. Jahrhundert sowie relevante Körperbilder und -konzepte und deren Wandel im Laufe der Zeit. Im Besonderen wird dabei auf Michel Foucaults Körperkonzepte in Überwachen und Strafen Bezug genommen, da diese sich eignen, die Schulung der Physis unter Einfluss der Machtinstanzen herauszuarbeiten.
Anhand der von Foucault geprägten Begriffe ‚Disziplinierung’, ‚Kontrolle’ und ‚Normierung’ wird die Schulung der Haltung in den ausgewählten Filmen vor 1945 – Mädel im Landjahr (1936), Arbeitsdienst (1937), Soldaten von morgen (1941) und Junges Europa. Folge 7 (1944) – und nach 1945 – Denk daran! Schule (1946), Jungen unter sich (1949), Frohe Ferientage für alle Kinder (1954) und Ferienkinder in der Stadt (1954) – untersucht.
Nach eingehender Beschäftigung mit den Filmen wird deutlich, dass zeitgenössische Werte und Körperbilder eine wesentliche Rolle in der Einstellung zur Körperhaltung und der Intention der Schulung spielen. Zu ihnen steht die Ausrichtung der Haltungsschulung – ob Zwang oder indirekte Formung – in engem Bezug. Ihnen zufolge entwickelt sich die Haltungsschulung im Film vor 1945 von Zucht und Drill der Jugendlichen bis zu deren Eingliederung in den »Volkskörper« und nach 1945 vom vergnüglichen, aber kontinuierlichen Üben an der aufrechten Haltung bis zur Angleichung an die gesellschaftlichen Normen.