Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage nach dem Ursprung der albanischen nominalen Pluralbildung, insbesondere mit dem Problem der konkreten indogermanischen Wurzeln der verschiedenen Möglichkeiten, im synchronen Modern-Albanischen den Plural zu bilden. In Bezug auf diese Thematik herrscht erstaunlich wenig Konsenus in der Literatur, nicht zuletzt weil das Albanische im Allgemeinen, aufgrund diverser Umstände (wie etwa die erst sehr späte Bezeugung), lange Zeit sehr wenig sprachwissenschaftliche Aufmerksamkeit erfahren hat. Darüber hinaus gilt (wenn auch nur zu einem gewissen Grad gerechtfertigt) die albanische Pluralbildung as hochkomplex und wenig regelhaft, was eine detaillierte Aufstellung und Diskussion der diachronen Entwicklung der Formantien bislang verhindert zu haben scheint.
In dieser Arbeit werden nun systematisch die verschiedenen Möglichkeiten zur Pluralbildung, wie etwa 0-Ableitungen, Vokal-Alternationen oder Suffigierung, gesammelt, und die vorhandenen Hypothesen zu deren jeweiligem Ursprung besprochen.
Von besonderem Interesse ist hier, ob die Vielfalt der indogermanischen Stammklassen im albanischen Nominalsystem noch zu erkennen ist (so ist z.B. anzunehmen, dass das Pluralsuffix -e der Maskulina auf die Nominativ Plural-Endung bzw. -Ausgang der indogermanischen maskulinen u-Stämme zurückgeht; vgl. * eṷ-es > *-oṷ-es > *-aṷ-es > * aṷ-ih > *e(ṷ)ë > e). Weiters wird versucht, die relative Chronologie der involvierten Prozesse wie etwa bestimmter Lautwandel oder morphonologischer Vorgänge (z.B. Umlaut) genauer festzustellen. Um eine möglichst umfassende und kohärente Untersuchung zu ermöglichen, werden die Überlegungen an sprachkonkreten Beispielen getestet, die den ältesten albanischen Texten (Altgegisch, unter anderem z.B. Pjetër Bogdani’s Cuneus Prophetarum [1685]) entnommen werden, und die jeweiligen Etymologien und historische (phonologische und morphologische) Entwicklung dieser Wörter recherchiert.