Title (eng)
Adjustment of Nest Defence Behaviour and Risk Taking Decisions in Blue Tits (Cyanistes caeruleus)
Parallel title (deu)
Anpassung des Nestverteidigungsverhaltens und der Risikobereitschaft bei Blaumeisen (Cyanistes caeruleus)
Author
Georg Friedrich Riegler
Advisor
Hans-Christoph Winkler
Assessor
Hans-Christoph Winkler
Abstract (deu)
Eine der häufigsten Ursachen in der Natur für den Verlust der Nachkommen ist Predation durch Raubtiere. Bei einigen Tierarten haben sich daher unterschiedlichste Strategien entwickelt, um die Fitness durch das Überleben der eigenen Jungen zu steigern. Man unterscheidet hier zwischen Prozessen, welche die Wahrscheinlichkeit auf ein Raubtier zu treffen verringern und andere, die aktiv Predatoren vertreiben sollen. Bei der Wahl und Intensität der Strategien zur Verteidigung des Nachwuchses spielen mehrere Faktoren, wie Art des Fressfeindes, das Risiko für die Eltern und der Brutwert eine entscheidende Rolle. Die Art des Räubers und somit die Gefahr die von ihm ausgeht haben einen ziemlich großen Einfluss auf das Risiko, das die Eltern bereit sind einzugehen. Sie sind somit in einem Zwiespalt zwischen dem eigenen und dem Risiko der Jungen. Ist der Nachwuchs also in Gefahr, müssen die Eltern abwägen, wie viel sie zur Verteidigung riskieren, ohne dass sie selbst verletzt werden beziehungsweise dem Räuber zum Opfer fallen.
Besonders bei Sperlingsvögeln sind Verhaltensweisen, die der Nestverteidigung dienen weit verbreitet. Aus früheren Studien ist bekannt, dass die Elternvögel mitunter ein sehr weites Spektrum an Verhaltensweisen entwickelt haben, um unterschiedlichste Arten von Räubern aus der unmittelbaren Nestumgebung zu vertreiben. Dabei spielt nicht nur die Art des Raubtieres eine Rolle, sondern auch die Verwundbarkeit der Jungvögel, die sich während ihrer Entwicklung stetig ändert.
Unsere Studie befasst sich mit dem „ dynamic risk assessment“. Wir untersuchen die unterschiedlichen Reaktionen auf drei Raubtiertypen, die jeweils einen bestimmten Risikofaktor darstellen. Dabei wird nicht nur das Risiko, das die Predatoren für die Altvögel darstellen berücksichtigt, sondern auch das für die Nestlinge. In der Konsequenz sollte sich der elterliche Aufwand zur Verteidigung des Nestes nicht nur aufgrund der Art der Räuber unterscheiden, er sollten auch durch frühe und spätere Entwicklungsstufen der Jungvögel beeinflusst werden. Die adulten Tiere müssten ihr Verhalten einem mit dem Alter der Jungen ab- bzw. zunehmenden Risiko für ihre Nachkommen anpassen. Es sollte also zu erwarten sein, dass die Eltern bei zu hohem Eigenrisiko eher das Nest aufgeben, als ihr Leben zu riskieren. Wenn jedoch das Risiko für die Jungen hoch ist und das der Eltern eher gering, wäre eine hohe Verteidigungsbereitschaft zu erwarten.
Um zu überprüfen, ob es dynamic risk assessment unter Sperlingsvögeln gibt, führten wir eine Studie im Frühling 2012 an frei lebenden Blaumeisen (Cyanistes caeruleus) durch. Wir testeten dabei die Reaktion der Altvögel auf drei verschiedene Arten von Räubern (Äskulapnatter, Sperber und Buntspecht). Dabei wurde pro Nistkasten nur ein Typ der Attrappen verwendet (Sperber: n = 18, Schlange: n = 17, und Buntspecht: n = 16), wobei die Nistkästen per Zufall ausgewählt wurden. Nach der Anbringung der Attrappe am Nistkasten wurden unterschiedlich risikoreiche Verhaltensweisen wie: Attackieren (sehr hohes Risiko), Rattling (Alarmrufe, niedriges Risiko) und die minimale Distanz (hohes Risiko) zu dem potentiellen Räuber protokolliert. Die Eltern, die mit der Sperberattrappe konfrontiert wurden, führten keine direkten Attacken auf den vermeintlichen Fressfeind durch. In beiden Versuchsdurchläufen attackierten die Altvögel die Modellschlange am häufigsten. Die Wahrscheinlichkeit für einen Angriff auf den Buntspecht war hingegen eher gering. Somit sind hier schon starke Unterschiede aufgrund der unterschiedlichen Risikofaktoren, die diese drei Räuber für die Elternvögel darstellen erkennbar. Ähnlich starke Differenzen gab es bei der minimalen Distanz zu den Attrappen zu beobachten. Dabei war die Distanz zur Schlange am geringsten, zum Sperber am größten. Die Untersuchung der Alarmierung (Rattling) ergab wieder starke Unterschiede zwischen den einzelnen Risikofaktoren, wobei diesmal der Sperber die stärkste und die Äskulapnatter die schwächste Reaktion auslöste. Außerdem bestätigen die Ergebnisse der Änderungen der Beobachtungen zwischen ersten und zweiten Versuch unsere Erwartung, dass die Intensität der risikoärmsten Verteidigungsmaßnahme mit dem Alter der Jungvögel zunahm. Das war zumindest bei den Trials mit Schlangen- und Sperberattrappe der Fall. Der Buntspecht löste wie erwartet durch seine abnehmende Relevanz als Nesträuber keine signifikant stärkere Reaktion aus. Übereinstimmend mit unserer Voraussage riskierten die Eltern auch mit dem höheren Entwicklungsstadium der Jungen nicht mehr, wenn das Eigenrisiko durch minimalen Abstand zum Fressfeind zu hoch war.
Unsere Studie ist mitunter eine der ersten, die sich mit dynamic risk assessment unter Rücksichtnahme mehrerer Faktoren beschäftigt. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Blaumeisen variable Strategien für die Nestverteidigung gegen verschiedene Räuber entwickelt haben. Die Intensität der Nestverteidigung steigt mit dem Alter der Nestlinge, wenn das elterliche Risiko dabei gering ist. Wenn das elterliche Risiko jedoch hoch ist, hat ihr Überleben Priorität und der Brutwert scheint keinen Einfluss auf ihr Nestverteidigungsverhalten zu haben.
Keywords (eng)
Nest defencedynamic risk assessment
Keywords (deu)
Nestverteidigungdynamische Risikoabschätzung
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
Extent (deu)
29 S. : graf. Darst.
Number of pages
29
Association (deu)
Title (eng)
Adjustment of Nest Defence Behaviour and Risk Taking Decisions in Blue Tits (Cyanistes caeruleus)
Parallel title (deu)
Anpassung des Nestverteidigungsverhaltens und der Risikobereitschaft bei Blaumeisen (Cyanistes caeruleus)
Author
Georg Friedrich Riegler
Abstract (deu)
Eine der häufigsten Ursachen in der Natur für den Verlust der Nachkommen ist Predation durch Raubtiere. Bei einigen Tierarten haben sich daher unterschiedlichste Strategien entwickelt, um die Fitness durch das Überleben der eigenen Jungen zu steigern. Man unterscheidet hier zwischen Prozessen, welche die Wahrscheinlichkeit auf ein Raubtier zu treffen verringern und andere, die aktiv Predatoren vertreiben sollen. Bei der Wahl und Intensität der Strategien zur Verteidigung des Nachwuchses spielen mehrere Faktoren, wie Art des Fressfeindes, das Risiko für die Eltern und der Brutwert eine entscheidende Rolle. Die Art des Räubers und somit die Gefahr die von ihm ausgeht haben einen ziemlich großen Einfluss auf das Risiko, das die Eltern bereit sind einzugehen. Sie sind somit in einem Zwiespalt zwischen dem eigenen und dem Risiko der Jungen. Ist der Nachwuchs also in Gefahr, müssen die Eltern abwägen, wie viel sie zur Verteidigung riskieren, ohne dass sie selbst verletzt werden beziehungsweise dem Räuber zum Opfer fallen.
Besonders bei Sperlingsvögeln sind Verhaltensweisen, die der Nestverteidigung dienen weit verbreitet. Aus früheren Studien ist bekannt, dass die Elternvögel mitunter ein sehr weites Spektrum an Verhaltensweisen entwickelt haben, um unterschiedlichste Arten von Räubern aus der unmittelbaren Nestumgebung zu vertreiben. Dabei spielt nicht nur die Art des Raubtieres eine Rolle, sondern auch die Verwundbarkeit der Jungvögel, die sich während ihrer Entwicklung stetig ändert.
Unsere Studie befasst sich mit dem „ dynamic risk assessment“. Wir untersuchen die unterschiedlichen Reaktionen auf drei Raubtiertypen, die jeweils einen bestimmten Risikofaktor darstellen. Dabei wird nicht nur das Risiko, das die Predatoren für die Altvögel darstellen berücksichtigt, sondern auch das für die Nestlinge. In der Konsequenz sollte sich der elterliche Aufwand zur Verteidigung des Nestes nicht nur aufgrund der Art der Räuber unterscheiden, er sollten auch durch frühe und spätere Entwicklungsstufen der Jungvögel beeinflusst werden. Die adulten Tiere müssten ihr Verhalten einem mit dem Alter der Jungen ab- bzw. zunehmenden Risiko für ihre Nachkommen anpassen. Es sollte also zu erwarten sein, dass die Eltern bei zu hohem Eigenrisiko eher das Nest aufgeben, als ihr Leben zu riskieren. Wenn jedoch das Risiko für die Jungen hoch ist und das der Eltern eher gering, wäre eine hohe Verteidigungsbereitschaft zu erwarten.
Um zu überprüfen, ob es dynamic risk assessment unter Sperlingsvögeln gibt, führten wir eine Studie im Frühling 2012 an frei lebenden Blaumeisen (Cyanistes caeruleus) durch. Wir testeten dabei die Reaktion der Altvögel auf drei verschiedene Arten von Räubern (Äskulapnatter, Sperber und Buntspecht). Dabei wurde pro Nistkasten nur ein Typ der Attrappen verwendet (Sperber: n = 18, Schlange: n = 17, und Buntspecht: n = 16), wobei die Nistkästen per Zufall ausgewählt wurden. Nach der Anbringung der Attrappe am Nistkasten wurden unterschiedlich risikoreiche Verhaltensweisen wie: Attackieren (sehr hohes Risiko), Rattling (Alarmrufe, niedriges Risiko) und die minimale Distanz (hohes Risiko) zu dem potentiellen Räuber protokolliert. Die Eltern, die mit der Sperberattrappe konfrontiert wurden, führten keine direkten Attacken auf den vermeintlichen Fressfeind durch. In beiden Versuchsdurchläufen attackierten die Altvögel die Modellschlange am häufigsten. Die Wahrscheinlichkeit für einen Angriff auf den Buntspecht war hingegen eher gering. Somit sind hier schon starke Unterschiede aufgrund der unterschiedlichen Risikofaktoren, die diese drei Räuber für die Elternvögel darstellen erkennbar. Ähnlich starke Differenzen gab es bei der minimalen Distanz zu den Attrappen zu beobachten. Dabei war die Distanz zur Schlange am geringsten, zum Sperber am größten. Die Untersuchung der Alarmierung (Rattling) ergab wieder starke Unterschiede zwischen den einzelnen Risikofaktoren, wobei diesmal der Sperber die stärkste und die Äskulapnatter die schwächste Reaktion auslöste. Außerdem bestätigen die Ergebnisse der Änderungen der Beobachtungen zwischen ersten und zweiten Versuch unsere Erwartung, dass die Intensität der risikoärmsten Verteidigungsmaßnahme mit dem Alter der Jungvögel zunahm. Das war zumindest bei den Trials mit Schlangen- und Sperberattrappe der Fall. Der Buntspecht löste wie erwartet durch seine abnehmende Relevanz als Nesträuber keine signifikant stärkere Reaktion aus. Übereinstimmend mit unserer Voraussage riskierten die Eltern auch mit dem höheren Entwicklungsstadium der Jungen nicht mehr, wenn das Eigenrisiko durch minimalen Abstand zum Fressfeind zu hoch war.
Unsere Studie ist mitunter eine der ersten, die sich mit dynamic risk assessment unter Rücksichtnahme mehrerer Faktoren beschäftigt. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Blaumeisen variable Strategien für die Nestverteidigung gegen verschiedene Räuber entwickelt haben. Die Intensität der Nestverteidigung steigt mit dem Alter der Nestlinge, wenn das elterliche Risiko dabei gering ist. Wenn das elterliche Risiko jedoch hoch ist, hat ihr Überleben Priorität und der Brutwert scheint keinen Einfluss auf ihr Nestverteidigungsverhalten zu haben.
Keywords (eng)
Nest defencedynamic risk assessment
Keywords (deu)
Nestverteidigungdynamische Risikoabschätzung
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
Number of pages
29
Association (deu)
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