Abstract (deu)
Über die Darstellung interkultureller (Liebes-)Beziehungen legen die Filme „Angst essen Seele auf“ (1974), „Gegen die Wand“ (2004) und „Le Havre“ (2011) die emotionale und persönliche Gleichwertigkeit zwischen zwei verschiedenen Menschen nahe. Dabei werden die Figuren in ihrer Andersartigkeit behandelt: Fassbinder, Akin und Kaurismäki versuchen nicht, das Fremdheit Konstituierende zu überspielen und zu verdecken. Durch die Inszenierung kulturspezifischer Merkmale und das Hervorheben der Unterschiede werden die Differenzen sogar akzentuiert. Die Liebesbeziehungen und die Freundschaft, die sich zwischen den Figuren entwickeln, können als Möglichkeiten eines Zusammenlebens in den Differenzen verstanden werden. Gleichzeitig thematisieren die Filme soziale Konflikte und Probleme. Während sich Kaurismäki in „Le Havre“ der Flüchtlingsproblematik in Europa widmet, geht es in den beiden anderen Filmen um die latente Fremdenfeindlichkeit und die kulturelle Segregation in Deutschland. Die soziale Konditionierung der Beziehungen wird unter anderem über die Inszenierung des Blicks, räumliche Oppositionen und ein Spiel von Nähe und Distanz sichtbar gemacht. In „Angst essen Seele auf“ und „Gegen die Wand“ hält die Liebe als das wahrhaftigste aller Gefühle den gesellschaftlichen Erwartungen und Vorurteilen nicht Stand. Nichtsdestotrotz wird die interkulturelle Beziehung in den Filmen als eine alternative Lebensweise und eine machtvolle Instanz dargestellt, die den Status Quo in der Gesellschaft in Frage stellt.