Abstract (deu)
Das „Tiroler Dorf“ Dreizehnlinden (Santa Catarina, Brasilien) wurde im Jahre 1933 von Österreichern und Österreicherinnen gegründet, die im Rahmen einer organisierten Auswanderung nach Brasilien gelangten. Wer im Rahmen des Projektes auswandern durfte wurde sehr genau vom Siedlungsgründer bestimmt. Diese Arbeit behandelt die Frage, wie die Österreicher und Österreicherinnen ihre Traditionen und Gewohnheiten an die neuen Bedingungen in Brasilien anpassten. Hierfür wurde eine qualitative Textanalyse von Briefen der Auswanderer vorgenommen, die im Jahr 1934 von der Tiroler Bauernzeitung abgedruckt wurden. Die Analyse ergab, dass das unterschiedliche Klima, andere Böden, Vegetation und Fauna die Anpassung der landwirtschaftlichen Techniken an die Gegebenheiten forderte. Das Nahrungsmittelangebot änderte sich fundamental, und obwohl die Österreicher_innen ihre Essenstraditionen hoch hielten (z.B. Knödel), kamen sie auch sehr schnell auch in Kontakt mit Brasilianischen Speisen – wie dem Churrasco, das in Südbrasilien traditionell bei Festen zubereitet wird – und übernahmen diese zum Teil. Bräuche wie das Erntedankfest wurden aufgrund des anderen Klimas um Monate verschoben, und zu Weihnachten, das in Brasilien in den Hochsommer fällt, vermissten die Ausgewanderten den Schnee. Auch die Sozialstruktur änderte sich kurzfristig: Es wurde ein gemeinschaftlichen System entworfen, bis die Familien selbst für sich sorgen konnten. Während sich die Ausgewanderten bemühten, ihre Lebensweise in Brasilien weiterzuführen, wurden doch viele Traditionen angepasst oder verworfen, da sie keinen Bezug mehr zu der neuen Umgebung aufwiesen.