Abstract (deu)
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit den sozio-ökonomischen Migrationsgründen arabisch-christlicher Minderheiten in Mersin und der Frage nach ihren EntscheidungsträgerInnen. Dabei wurden 10 MigrantInnen (der 1. Generation), die von Hatay nach Mersin migriert waren, in qualitativen Interviews befragt. Das Push-Pull-Modell wurde als eine von zwei relevanten theoretischen Grundlagen für die Migrationsbewegung von Hatay nach Mersin verwendet, wobei abstoßende (türk. itici), weiterleitende (türk. iletici) und anziehende (türk. çekici) Faktoren dieser Städte erarbeitet wurden.
Als anziehende sozio-ökonomische Hauptfaktoren für die Migration zeigten sich hierbei das Angebot an Arbeitsplätzen und die Nähe zur religiösen Gemeinde (bzw. Kirche).
Die Theorien zu Einflüssen der sozialen Netzwerke mit familiären und hemşehri-Beziehungen waren ebenfalls ein Schwerpunkt und bilden die zweite theoretische Grundlage dieser Arbeit. Sie stellten sich neben der Suche nach Arbeit als zweiter Hauptfaktor der Migration heraus. Diese Beziehungen haben die lokale Gemeinde als Mittelpunkt, welche sowohl familiäre als auch freundschaftliche Beziehungen inkludiert und fördert.
Die Transformation einer interaktiven christlichen Gesellschaft während der Migrationswelle von Hatay nach Mersin war anhand der Aussagen der Befragten zu erkennen. Die Vielfältigkeit der Ethnien in Mersin war durchgehend vorhanden, wandelte sich jedoch in den Jahren. Mersin entwickelte sich Ende des 19. Jahrhundert von einem Fischerdorf durch die Baumwollproduktion in Çukurova in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und dann durch den Ausbau des Hafens 1961 zu einem internationalen Handelszentrum. Die im Außenhandel stark vertretenen katholischen Handelsleute waren Experten im Schiffsverkehrswesen und zuständig für Versicherungsangelegenheiten und Arbeitgeber für orthodoxe ChristInnen (türk. Rum). Mitte der 1950er Jahre siedelten sich ausländische Firmen in Mersin an die für ein enormes Bevölkerungswachstum sorgten. Die Lage der Hafenstadt zwischen dem Osten und Westen, und die Küsten Mersins als touristisches Zentrum stärkten das wirtschaftliche Wachstum, so dass die Stadt den Status einer Wirtschaftsmetropole erlangte.
Das Zusammenspiel der wirtschaftlichen Entwicklung der 1960er-1980er Jahre und die Vernetzungen der Gemeindemitglieder aufgrund der geographischen Lage waren der Auslöser für diese große Migrationsbewegung der Befragten und weiteren Personen.
Eine intensive Mersin-Hatay Beziehung war in diesen Jahren schon gegeben und ist laut den Befragten immer noch aufrecht, obwohl viele Angehörige aus der Gemeinde international gewandert sind.