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Title (deu)
Der Entwicklungsgedanke der Praxis-Philosophie in Jugoslawien
Author
Goran Bećirčić
Adviser
Margarete Grandner
Assessor
Margarete Grandner
Abstract (deu)
Die Praxis-Philosophie war eine bedeutende philosophische Denkströmung in den 1960er und 1970er Jahren in Jugoslawien und in der Welt. Ihr Einfluss auf die Entwicklung Jugoslawiens, aber auch ihre schonungslose Kritik derselben haben dazu geführt, dass die sozialistische Revolution mehr Möglichkeiten realisieren konnte als in den anderen sozialistischen Ländern. Der „Erste Gesang“ dieses Schreibens widmet sich daher dem Entstehungskontext der „Praxis-Gruppe“. In diesem Kapitel werden die Zeitschrift „Praxis“, die Sommerschule in Korčula und das Verhältnis zur Studentenbewegung 1968 erläutert. Insbesondere die drei Säulen ihres Denkens haben eine entscheidende Rolle dabei gespielt: Praxis, Entfremdung und Gedanke der Revolution. Ausgegangen von der Erläuterung dieser Ansätze ist diese Arbeit bemüht gewesen, auf diese in der heutigen Gesellschafts- und Entwicklungsforschung aufmerksam zu machen. Diese Ansätze zeigen einen richtungsweisenden Zusammenhang für die gegenwärtige internationale Entwicklung als Disziplin und als Feld an. Vor allem ist das Verständnis des Menschen als Wesen der Praxis, aber auch seiner entfremdeten Form in Bezug auf die kapitalistischen Verhältnisse der Gegenstand der Analyse im „Zweiten Gesang“. Die Praxis-Gruppe hat durch ihr Denken und Tun gezeigt, dass die Praxis und Entfremdung durch den Gedanken der Revolution verbunden sind, bzw. dass jeder Praxis ihre Entfremdung folgt. Der Entwicklungsgedanke besteht vorerst darin, dass der Gedanke der Revolution wieder in den Fokus der entfremdeten Gesellschaftskritik aufgenommen werden sollte – mit der Aufgabe die Praxis der Gegenwart zu manifestieren. Das philosophische Denken der Praxis-Gruppe wurde in dieser Arbeit nicht als eine orthodoxe marxistische Ideologie verstanden, sondern im Gegenteil: als eine rücksichtslose Kritik alles Bestehenden auf den Spuren von Marx. Der Entwicklungsforschung fehlt es an Lösungen, welche die ruhmlose Geschichte der „Entwicklung“ in eine andere Richtung bewegen könnten. Zumindest mit den Post-Development-Ansätzen ist deutlich geworden, dass die „Entwicklung“ weder einseitig noch universell verstanden werden kann. Deshalb ist der Ruf nach „Alternativen zur Entwicklung“ eigentlich ein Ruf nach einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit dem Bestehenden. Auch die Orientierung der interkulturellen Philosophie, die für ein anderes Verständnis und die Arbeitsweise der Philosophien plädiert, in dem keine der Philosophien einer anderen überlegen ist, wurde in Betracht gezogen. Das hat auch die Praxis-Gruppe manifestiert, denn sie hat als Grundprinzip einer wirklich menschlichen Gesellschaft die freie schöpferische Entwicklung jedes einzelnen vorausgesetzt. Im Dritten und Vierten Gesang wird die Gegebenheit der „Entwicklung“ an sich betrachtet und darüber hinaus wird über ihre philosophische Dimension nachgedacht. Es ist demnach eine Frage des Entwicklungsseins, welche diese Arbeit – zumindest in Ansätzen – zu beantworten versucht. Ob die kapitalistischen Verhältnisse uns die Praxis heute erlauben, ist hier nicht die Frage. Es ging hier vielmehr um einen Anreiz etwas zu verändern, etwas das in jeder vorrevolutionären Phase vorhanden ist, um eine Suche nach Möglichkeiten der Entfaltung des Neuen finden zu können. Während die „Entwicklung“ Gefahr läuft, sich mit den anderen Disziplinen zu verschmelzen und somit die eigene Identität, die eigene Richtung und den eigenen Sinn verliert, schafft die Philosophie bzw. das Denken der Revolution der Praxis-Gruppe ein scharfsinniges Artefakt für die Möglichkeit einer menschlicheren „Entwicklung“. Die Frage, ob wir aus der Erfahrung einer jugoslawischen „Alternative zur Entwicklung“ lernen können, oder ob es überhaupt eine andere Perspektive der „Entwicklung“ möglich ist, bleibt am Ende eine rhetorische.
Abstract (eng)
The Philosophy of Praxis (Praxis-Philosophie) was a very important philosophical school of thought in the 1960s and 1970s in Yugoslavia as well as in the world. Its influence on the development of Yugoslavia, but also its relentless criticism, have led to a bigger range of possibilities which could be carried out in this country’s socialist revolution, in comparison to the other socialist countries. Thus, the first part of this paper is dedicated to the formation context of the Praxis group („Praxis-Gruppe“), in which it is dealt with the magazine „Praxis“, the Summer School in Korčula and the relationship to the student movement of 1968. Especially, the three pillars of this school of thought have played a crucial role: Practice (Praxis), alienation, and the thought of revolution. Starting from the explanation of these approaches, this paper is trying to raise awareness of their importance in today’s social and developmental research. These approaches indicate a change in direction, which can be brought into connection with the current international development as a discipline and a field of research. The main focus of analysis in the second part is above all the understanding of the human as a being of practice, but also his alienated form in reference to the capitalistic relations. Through its line of thought and actions the Praxis group has shown that the practice and alienation are connected in the idea of revolution, i.e. that every practice is followed by its alienation. The thought of development is contained in the idea that revolution should be reconsidered in social criticism that focuses on alienation, with the task of demonstrating the contemporary „Praxis“. The philosophical thinking of the Praxis group has not been understood and taken into consideration in this paper as an orthodox Marxist ideology, but rather the opposite, as a ruthless criticism of everything, that follows the traces of Marx. In the research of development there is a lack of solutions, which could move the inglorious history of „development“ in another direction. At least with the post-development approaches it became clear that „development“ can be understood neither in one-sided nor in a universal way. For that reason, the call for the developmental alternatives is actually a call for a basic examination of the existing ideas. Moreover, the orientation on the intercultural philosophy has been considered, which has advocated different methods and understanding of philosophies, in the presumption that no philosophy is above other philosophies. Praxis group has also demonstrated this, in which it has taken free creative development of each individual as a basic principal of a truly human society. In the third and fourth part the idea of „Development“ itself is analysed and in addition it is discussed about its philosophical dimension. It is a question of essence of development, which this paper, at least partly, is trying to answer. If the capitalistic relations and the „Praxis“ are allowed today, is not of main concern here. It is rather about an effort to change something, which is present in each pre-revolutionary phase, in order to find a possibility for the unfolding of something new. While the „development“ runs the danger of losing itself, its own identity and direction by blending in with the other disciplines, the philosophy i.e. the thought of the revolution of the Praxis group manages to create a sharp-witted artefact for the possibility of really human „development“. The question if we can learn from the experience of the Yugoslav „alternative for development“, or if there is another perspective of the “development” that could be possible, remains in the end a rhetorical question.
Keywords (deu)
Praxis PhilosophieGedanke der RevolutionEntfremdungEntwicklung
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1306748
rdau:P60550 (deu)
87 S.
Number of pages
87
Members (1)
Title (deu)
Der Entwicklungsgedanke der Praxis-Philosophie in Jugoslawien
Author
Goran Bećirčić
Abstract (deu)
Die Praxis-Philosophie war eine bedeutende philosophische Denkströmung in den 1960er und 1970er Jahren in Jugoslawien und in der Welt. Ihr Einfluss auf die Entwicklung Jugoslawiens, aber auch ihre schonungslose Kritik derselben haben dazu geführt, dass die sozialistische Revolution mehr Möglichkeiten realisieren konnte als in den anderen sozialistischen Ländern. Der „Erste Gesang“ dieses Schreibens widmet sich daher dem Entstehungskontext der „Praxis-Gruppe“. In diesem Kapitel werden die Zeitschrift „Praxis“, die Sommerschule in Korčula und das Verhältnis zur Studentenbewegung 1968 erläutert. Insbesondere die drei Säulen ihres Denkens haben eine entscheidende Rolle dabei gespielt: Praxis, Entfremdung und Gedanke der Revolution. Ausgegangen von der Erläuterung dieser Ansätze ist diese Arbeit bemüht gewesen, auf diese in der heutigen Gesellschafts- und Entwicklungsforschung aufmerksam zu machen. Diese Ansätze zeigen einen richtungsweisenden Zusammenhang für die gegenwärtige internationale Entwicklung als Disziplin und als Feld an. Vor allem ist das Verständnis des Menschen als Wesen der Praxis, aber auch seiner entfremdeten Form in Bezug auf die kapitalistischen Verhältnisse der Gegenstand der Analyse im „Zweiten Gesang“. Die Praxis-Gruppe hat durch ihr Denken und Tun gezeigt, dass die Praxis und Entfremdung durch den Gedanken der Revolution verbunden sind, bzw. dass jeder Praxis ihre Entfremdung folgt. Der Entwicklungsgedanke besteht vorerst darin, dass der Gedanke der Revolution wieder in den Fokus der entfremdeten Gesellschaftskritik aufgenommen werden sollte – mit der Aufgabe die Praxis der Gegenwart zu manifestieren. Das philosophische Denken der Praxis-Gruppe wurde in dieser Arbeit nicht als eine orthodoxe marxistische Ideologie verstanden, sondern im Gegenteil: als eine rücksichtslose Kritik alles Bestehenden auf den Spuren von Marx. Der Entwicklungsforschung fehlt es an Lösungen, welche die ruhmlose Geschichte der „Entwicklung“ in eine andere Richtung bewegen könnten. Zumindest mit den Post-Development-Ansätzen ist deutlich geworden, dass die „Entwicklung“ weder einseitig noch universell verstanden werden kann. Deshalb ist der Ruf nach „Alternativen zur Entwicklung“ eigentlich ein Ruf nach einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit dem Bestehenden. Auch die Orientierung der interkulturellen Philosophie, die für ein anderes Verständnis und die Arbeitsweise der Philosophien plädiert, in dem keine der Philosophien einer anderen überlegen ist, wurde in Betracht gezogen. Das hat auch die Praxis-Gruppe manifestiert, denn sie hat als Grundprinzip einer wirklich menschlichen Gesellschaft die freie schöpferische Entwicklung jedes einzelnen vorausgesetzt. Im Dritten und Vierten Gesang wird die Gegebenheit der „Entwicklung“ an sich betrachtet und darüber hinaus wird über ihre philosophische Dimension nachgedacht. Es ist demnach eine Frage des Entwicklungsseins, welche diese Arbeit – zumindest in Ansätzen – zu beantworten versucht. Ob die kapitalistischen Verhältnisse uns die Praxis heute erlauben, ist hier nicht die Frage. Es ging hier vielmehr um einen Anreiz etwas zu verändern, etwas das in jeder vorrevolutionären Phase vorhanden ist, um eine Suche nach Möglichkeiten der Entfaltung des Neuen finden zu können. Während die „Entwicklung“ Gefahr läuft, sich mit den anderen Disziplinen zu verschmelzen und somit die eigene Identität, die eigene Richtung und den eigenen Sinn verliert, schafft die Philosophie bzw. das Denken der Revolution der Praxis-Gruppe ein scharfsinniges Artefakt für die Möglichkeit einer menschlicheren „Entwicklung“. Die Frage, ob wir aus der Erfahrung einer jugoslawischen „Alternative zur Entwicklung“ lernen können, oder ob es überhaupt eine andere Perspektive der „Entwicklung“ möglich ist, bleibt am Ende eine rhetorische.
Abstract (eng)
The Philosophy of Praxis (Praxis-Philosophie) was a very important philosophical school of thought in the 1960s and 1970s in Yugoslavia as well as in the world. Its influence on the development of Yugoslavia, but also its relentless criticism, have led to a bigger range of possibilities which could be carried out in this country’s socialist revolution, in comparison to the other socialist countries. Thus, the first part of this paper is dedicated to the formation context of the Praxis group („Praxis-Gruppe“), in which it is dealt with the magazine „Praxis“, the Summer School in Korčula and the relationship to the student movement of 1968. Especially, the three pillars of this school of thought have played a crucial role: Practice (Praxis), alienation, and the thought of revolution. Starting from the explanation of these approaches, this paper is trying to raise awareness of their importance in today’s social and developmental research. These approaches indicate a change in direction, which can be brought into connection with the current international development as a discipline and a field of research. The main focus of analysis in the second part is above all the understanding of the human as a being of practice, but also his alienated form in reference to the capitalistic relations. Through its line of thought and actions the Praxis group has shown that the practice and alienation are connected in the idea of revolution, i.e. that every practice is followed by its alienation. The thought of development is contained in the idea that revolution should be reconsidered in social criticism that focuses on alienation, with the task of demonstrating the contemporary „Praxis“. The philosophical thinking of the Praxis group has not been understood and taken into consideration in this paper as an orthodox Marxist ideology, but rather the opposite, as a ruthless criticism of everything, that follows the traces of Marx. In the research of development there is a lack of solutions, which could move the inglorious history of „development“ in another direction. At least with the post-development approaches it became clear that „development“ can be understood neither in one-sided nor in a universal way. For that reason, the call for the developmental alternatives is actually a call for a basic examination of the existing ideas. Moreover, the orientation on the intercultural philosophy has been considered, which has advocated different methods and understanding of philosophies, in the presumption that no philosophy is above other philosophies. Praxis group has also demonstrated this, in which it has taken free creative development of each individual as a basic principal of a truly human society. In the third and fourth part the idea of „Development“ itself is analysed and in addition it is discussed about its philosophical dimension. It is a question of essence of development, which this paper, at least partly, is trying to answer. If the capitalistic relations and the „Praxis“ are allowed today, is not of main concern here. It is rather about an effort to change something, which is present in each pre-revolutionary phase, in order to find a possibility for the unfolding of something new. While the „development“ runs the danger of losing itself, its own identity and direction by blending in with the other disciplines, the philosophy i.e. the thought of the revolution of the Praxis group manages to create a sharp-witted artefact for the possibility of really human „development“. The question if we can learn from the experience of the Yugoslav „alternative for development“, or if there is another perspective of the “development” that could be possible, remains in the end a rhetorical question.
Keywords (deu)
Praxis PhilosophieGedanke der RevolutionEntfremdungEntwicklung
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1306749
Number of pages
87