Abstract (deu)
Emotionen haben in den letzten Jahrzehnten massiv an Bedeutung für das gesellschaftliche Zusammenleben gewonnen. Nicht nur in der Werbung ist man permanent mit Gefühlen konfrontiert, auch die Arbeitswelt ist von einer immer stärkeren emotionalen Durchsetzung betroffen. Somit trägt der moderne Kapitalismus scheinbar auch immer emotionalere Züge in sich. Ausgehend von der Studie “Der neue Geist des Kapitalismus“ von Luc Boltanski und Éve Chiapello soll im Rahmen dieser Arbeit die Frage geklärt werden, ob es zu einer, nennen wir es “Emotionalisierung des Kapitalismus“ gekommen ist, wie es die beiden Autoren annehmen. Zusätzlich soll die Frage geklärt werden, welchen Einfluss eine ökonomische Krise, wie wir sie 2008 erleben mussten, auf den Umgang mit Emotionen im kapitalistischen System spielt. Des weiteren stellte sich die Frage, ob es spezielle Emotionen gibt, die als besonders verwertbar hinsichtlich ökonomischer Überlegungen sind. Als Untersuchungsmaterial diente Managementliteratur der Jahre 1990 bis 2012. Mithilfe einer computergestützten quantitativen Inhaltsanalyse wurde versucht aufzuzeigen, in welche argumentative Richtung sich die Literatur und damit auch die darin enthaltene kapitalistische Ideologie entwickelt. Es zeigte sich, dass Emotionen tatsächlich einen immer größeren Stellenwert innerhalb der Literatur einnehmen und somit auch hinsichtlich ihrer ökonomischen Verwertbarkeit ein immer wichtigerer Faktor werden. Besonders hervorhebenswert ist in diesem Zusammenhang das Vertrauen. Diese Gefühlsregung entwickelt sich zu einem für den Erfolg eines Unternehmens wesentlichen Gut, das es gilt aufzubauen und zu fördern. Die Wirtschaftkrise brachte kein Umdenken hinsichtlich der Relevanz von Emotionen für den Kapitalismus. Vielmehr zeigte sich, dass es gerade ein Gefühl war, das für die Krise verantwortlich gemacht wurde, nämlich widerum das Vertrauen; vielmehr das Fehlen von Vertrauen.