Abstract (deu)
In dieser Arbeit wird die Migration von deutschsprachigen Personen in das
Osmanische Reich behandelt. Des Weiteren wird untersucht, ob es einen historischen
Grund, beziehungsweise Zusammenhang dafür gibt, dass seit den 1960er Jahren
hauptsächlich Deutschland und Österreich als „Zielorte“ für türkische Migranten/Innen
dienen. Dies wird anhand von folgenden Annahmen überprüft: Nach der Auflösung der
Eliteeinheit der osmanischen Armee 1826 (den Janitscharen), wurden zum großen Teil
Offiziere der preußischen Armee als externe Militärexperten im Osmanischen Reich
eingesetzt. Das führte wiederum zu vermehrten diplomatischen Beziehungen, die
schließlich in einer Allianz zwischen den Achsenmächten und dem Osmanischen Reich
während des Ersten Weltkrieges mündeten. Aufgrund dieser Entwicklungen kam es
1964 zu einem Anwerbeabkommen zwischen Österreich und der Türkei. Als
Analyseinstrument werden dabei der systemtheoretische Ansatz von Thomas Faist,
sowie die globalgeschichtliche Perspektive von Christoph Kühberger herangezogen.
Mit diesen werden die Janitscharen, die Lebensläufe von Militärsklaven sowie die
Modernisierung der osmanischen Armee näher betrachtet. Auch wird auf die „offiziellen
Vertreter“ der Deutschen- und der Habsburgermonarchie im Osmanischen Reich,
beziehungsweise auf die „offiziellen Vertreter“ aus dem Gebiet der Osmanen im
Habsburgerreich, eingegangen. Schließlich werden „die deutschsprachige Community
im Osmanischen Reich“, deren Geschäfte, Firmen und Vereine beleuchtet. Dabei soll
vermittelt werden, wie Netzwerke im Osmanischen Reich entstanden sind und auf
welche Weise sie aufgebaut wurden. Ebenso sollen die Auswirkungen der politischen,
ökonomischen und kulturellen Einflüsse auf die „deutschsprachige Community“ im
Osmanischen Reich gezeigt werden. Gleichfalls werden die osmanischen Bürger/Innen
im Habsburgerreich beschrieben. Des Weiteren werden das Waffenbündnis der
Achsenmächte mit dem Osmanischen Reich im Ersten Weltkrieg und die
österreichisch-türkischen Beziehungen nach dem Ersten Weltkrieg erläutert.
Zusammenfassend können die beiden Annahmen als bestätigt angesehen werden. Die
Annahme, dass Österreich und Deutschland als „Hauptzielort“ für türkische
Migranten/Innen dienen, lässt sich aufgrund der gesammelten Fakten nicht beweisen.