Abstract (deu)
Laut einer Umfrage der „Statistik Austria“ ist das erhöhte Verkehrsaufkommen, das vordringlichste Umweltproblem der Wienerinnen und Wiener. Um den Beein-trächtigungen durch Lärm, Luftverschmutzung und Platzmangel entgegenzuwir-ken und gleichzeitig auch die individuelle Gesundheit der Bevölkerung zu fördern, hat die Stadtregierung die einjährige Kampagne „RadJahr 2013“ ins Leben geru-fen. Das Ziel war bzw. ist, den, im Vergleich mit anderen Städten niedrigen Rad-verkehrsanteil in Wien bis 2015 von 6 % auf 10 % zu erhöhen.
Die vorliegende Arbeit hat sich zuerst mit Kommunikationskampagnen und ihrem möglichen Einfluss auf die Verkehrsmittelwahl beschäftigt. Erkenntnisse aus der Theorie (Studien) und der Praxis (Interview mit einer Mitarbeiterin der erfolgrei-chen Rad-Kampagne in München) haben ergeben, dass Kommunikationskam-pagnen durchaus effektiv dazu eingesetzt werden können, um den Radverkehr zu stärken. Vor allem der Kluft zwischen Problembewusstsein und Verhalten kann mit der richtigen Kommunikation entgegengesteuert werden.
Da das Um und Auf für eine erfolgreiche Kampagne eine genaue Planung und systematische Vorgehensweise ist, wurde in dieser Arbeit das Systemmodell von Bonfadelli/Friemel vorgestellt, welches speziell auf Kommunikationskampagnen zugeschnitten ist und einzelne Prozesse detailliert darstellt (siehe Kapitel 5.1.2.).
Weiters ist die richtige Art der Kommunikation der Botschaften ausschlaggebend, um Verhaltensänderungen erzielen zu können. Anhand der Literatur wurden ei-gene Kriterien speziell für die Förderung des Radfahrens erstellt (siehe Kapitel 4.5.). Demnach sollen Inhalte einfach, positiv-emotional, schillernd-kreativ und identifizierend sein und die Eigenschaften sicher, aktiv-gesund, schnell und frei-unabhängig kommuniziert werden. Sowohl in der Kommunikationswissenschaft, als auch in der Psychologie und der kommerziellen Markenkommunikation, wird jedoch ein besonderer Schwerpunkt auf Emotionen gelegt. Speziell das Konzept des „Ecotainments“ von Martin Lichtl setzt sich mit diesen auseinander und for-dert eine rein emotionale Gestaltungsform von Kommunikation im Umwelt- und Gesundheitsbereich, wenn Menschen zu bestimmten Handlungen bewegt wer-den sollen (siehe Kapitel 4.4.).
Der zweite Fokus der Arbeit lag auf der Wiener Kampagne „RadJahr 2013“, wel-che im Großen und Ganzen als positiv bewertet wurde. Besonders hervorzuhe-ben sind die zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen, welche sich durch das ganze Jahr zogen und mit welchen das Publikum aktiv eingebunden werden konnte.
Anhand einer semiotischen Bildanalyse nach Roland Barthes wurden die einzel-nen Imageplakate der Kampagne analysiert und anschließend anhand der vorher aufgestellten Kriterien beurteilt. Die Botschaften der Plakate wurden mit Bildern und Slogans einfach, konkret sowie leicht unterhaltend aufbereitet und waren somit für die definierte Zielgruppe „make friends to lovers“ gut geeignet.
Würde man einen Schritt weiter gehen und auch Teile der Bevölkerung anspre-chen wollen, die noch keine Affinität zum Fahrradfahren besitzen, wäre eine Kommunikation, die mehr emotionalisiert und auffällt, unabdingbar. Hier müssten dann Mut, Kreativität und Emotionen zum Einsatz kommen, welche „der ökologi-schen Notwendigkeit das Feuer der Intelligenz und der Leidenschaft“ verleihen (Roszak, 1994: S.65).