Abstract (deu)
Im Zentrum der Magisterarbeit steht die Qualität der Krisen – und Kriegsberichterstattung. Die rasante technologische Entwicklung stellt das Gebiet vor neuen Herausforderungen und bietet einen fruchtbaren Boden für die Forschung. Dies erfordert eine begriffliche Auseinandersetzung mit journalistischer Qualität, aber auch mit Journalismus an sich, um die Krisen – und Kriegsberichterstattung einordnen zu können. Hohe Anforderungen, schwierige Bedingungen, sowie die Einflussnahme seitens Regierung oder Militär, stellen Hürden für den Journalismus in Krisen – und Kriegszeiten dar. Das Ziel dieser Studie ist Qualitätskriterien, aus der journalistischen Perspektive, am Beispiel des Krieges in Bosnien und Herzegowina, näher zu untersuchen und Veränderungen der Kriegsberichterstattung aufzuzeigen. Da das vorrangige Interesse der Medienwissenschaft der Wirkung von Medien gilt, ist eine Fülle von theoretischen Ansätzen vorhanden (vgl. Loquai 2007: S. 59). Hierbei dienen, als theoretische Basis, der Agenda-Setting-Ansatz, der Framing-Ansatz und die Nachrichtenwerttheorie. Während der Agenda-Setting-Ansatz davon ausgeht, dass Medien bestimmte Themen in den Vordergrund stellen und bewerten, werden Themen durch Framing in einem bestimmten Interpretationszusammenhang gebettet, um die Meinungen der RezipientInnen zu beeinflussen (vgl. ebd.). Die Nachrichtenwerttheorie hingegen beruht auf wahrnehmungspsychologischen Aufmerksamkeitsregeln, die zahlreich auf den Krieg zutreffen (vgl. Eilder/Lutz 2005: S. 205). Eine allgemeine Kommunikationstheorie fehlt jedoch in der Krisen – und Kommunikationsforschung. Die zentrale Forschungsfrage, die im Rahmen dieser Arbeit zu beantworten war, lautete: Wie „gut“ war die Berichterstattung? Daraus ergab sich ein Bündel an weiteren Fragestellungen. Kann über einen Krieg objektiv berichtet werden? Welchen Stellenwert hat Qualität in der Kommunikationswissenschaft? Wie hat sich Kriegsberichterstattung in den letzten 20 Jahren verändert? Nach der Literaturanalyse wurden weitere Fragen entwickelt, die die Grundstruktur des Leitfadens bildeten. Dabei wurden sechs Hauptfragen und weitere Unterfragen zusammengestellt.
Um empirische Erkenntnisse bezüglich der Qualität in der Kriegsberichterstattung zu gewinnen, wurden qualitative Experteninterviews geführt. Insgesamt wurden vier JournalistInnen befragt, die für Qualitätsmedien schreiben und während des Krieges in Bosnien und Herzegowina vor Ort berichtet haben. Mittels der Themenanalyse nach Froschauer und Lueger wurden die Interviews ausgewertet. Die Ergebnisse der Auswertung
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konnten die zu Beginn gestellte Forschungsfrage nicht eindeutig beantworten. Da sich die theoretisch angelegten Qualitätskriterien deutlich von journalistischer Praxis unterscheidet. So konnte sich auch die in der Wissenschaft anerkannte Objektivität nicht mit den Vorstellungen der JournalistInnen vereinen lassen. Allgemein kann über die Studie festgehalten werden, dass qualitative Kriegsberichterstattung von der Erfahrung der JournalistInnen im Kriegsgebiet abhängt. Die Gefahr, der sie ihr Leben aussetzen, bleibt den RezipientInnen oft verborgen.