Abstract (deu)
Diese Diplomarbeit ist darauf ausgerichtet, das Problemfeld der Keuschheit, auf welches wir in den Heiligenlegenden treffen, zu erarbeiten. Das Ziel ist es herauszufinden, warum das Konzept des Verzichts für diese Art von Texten einen derart großen Stellenwert aufweist. In den ausgewählten Legenden dieser Arbeit entstammen die Heiligen aus dem Adelsgeschlecht, welches auf die Prokreation angewiesen ist, um die Privilegien weiterzugeben. Im Gegensatz hierzu steht das christliche Virginitätsideal, welches in der Zeit des Mittelalters als die beste Lebensform angesehen wird und für einen Heiligen unabdingbar sei. Das Hauptproblem in den Heiligenlegenden besteht in dem Spannungsverhältnis zwischen dem christlichen Virginitätsideal und der feudalen Reproduktion. Für einen Herrscher ist die Ehelosigkeit eine Schande und für einen Heiligen wird sie größtenteils propagiert.
Um dieses Spannungsfeld zu bearbeiten, war es notwendig zuerst den Begriff der Keuschheit und der Virginität genauer zu beleuchten und auf dessen Ursprung in der Spätantike zurückzugehen, um herauszufinden wie dieses teilweise extreme und enggefasste Keuschheitsbild entstehen konnte. Anhand der Analyse der ausgewählten Texte war es möglich, die unterschiedlichen Keuschheitsideale aufzuzeigen und mithilfe von theologischen Texten zu diskutieren.
Aus dieser Arbeit geht hervor, dass sich der Begriff der Keuschheit schwer bestimmen lässt, da uns keine einheitliche Definition zur Verfügung steht und er sich im stetigen Wandel befindet. In den von mir ausgewählten Texten treffen wir auf unterschiedliche Keuschheitsdefinitionen und das Spannungsverhältnis zwischen Keuschheit und Prokreation wird in diesen auf unterschiedlichste Art und Weise gelöst. Der Text mit dem umfassendsten Keuschheitsbegriff ist der, der heiligen Elisabeth von Thüringen. Er scheint zwar aus dem Rahmen zu fallen, da es schwer vorstellbar sein mag, dass man Mutter, Ehefrau und Heilige sein kann.
Aber ihr gelingt es dies zu vereinen und von Anfang bis Ende ein Leben in Keuschheit zu führen, ohne sich entweder für das Eine noch das Andere entscheiden zu müssen, da sie zu jedem ihrer Stände berufen ist.