Abstract (deu)
Innerhalb der letzten zehn Jahre wurde Content and Language Integrated Learning (CLIL) immer häufiger an Schulen praktiziert. Obwohl mit dieser Methode Sprachkenntnisse und fachliche Inhalte im gleichen Ausmaß angestrebt werden sollen, neigen Lehrer/innen dazu sich mehr auf eines der beiden Felder zu konzentrieren, was hauptsächlich davon abhängt ob sie selbst ausgebildete Sprach- oder Sachfachlehrer/innen sind (Eurydice 2006; Dalton-Puffer 2013). Dalton-Puffer (2013) meint, dass dieses Problem durch das Eruieren eines Überschneidungsbereiches beider fachdidaktischen Ansätze gelöst werden könnte und stellt kognitive Diskursfunktionen (cognitive discourse functions, CDFs) als Komponenten dieses Bereiches vor, die sie als Verbalisierung kognitiver Prozesse bezeichnet, mit deren Hilfe über Sachinhalte kommuniziert werden kann. In ihrem Artikel ‘A construct of cognitive discourse functions for conceptualising content-language integration in CLIL and multilingual education’ schlägt Dalton-Puffer (2013) ein Modell solcher CDFs vor und weist darauf hin, dass empirische Forschungen nötig sind um ihre Thesen zu unterstützen. In dieser Diplomarbeit wird die Anwendung der CDFs in einem sehr spezifischen Kontext untersucht: CLIL-Physikstunden der Oberstufe in Österreich. Im Zuge dessen wurden sechs Unterrichtsstunden analysiert, wobei drei Faktoren betrachtet wurden: die verschiedenen CDF Arten (CLASSIFY, DEFINE, DESCRIBE, EVALUATE, EXPLAIN, EXPLORE, REPORT), die Personen, die sie ausführten (Schüler/innen, Lehrer/innen, Schüler/innen und Lehrer/innen) und der Kontext in dem sie auftraten (LANGUAGE, SUBJECT, META-LANGUAGE, META-SUBJECT). Das Kodierungssystem, nach dem die Daten analysiert wurden, beruht sowohl auf Dalton-Puffers (2013) CDF Modell als auch auf zusätzlicher ESP Literatur. Die Ergebnisse zeigten, dass alle CDF Arten präsent waren, jedoch eine ungleiche Verteilung dieser stattfand. Eine starke Tendenz zu Beschreibungen (DESCRIBE) konnte entdeckt werden, während Klassifizierungen und Evaluationen kaum vorkamen. Der Großteil der CDFs wurde von den Lehrpersonen verbalisiert und die meisten kamen im sachfachlichen Kontext vor. Da CLIL durch einen Doppelfokus auf Sprache und Sachfachinhalt geprägt sein soll, ist es nötig, der expliziten Kommunikation über Sprache mehr Aufmerksamkeit zu schenken – unabhängig von dem Fach in dem unterrichtet wird. Außerdem soll die Beteiligung der Schüler/innen gefördert werden, damit diese lernen die verschiedenen kognitiven Prozesse zu verbalisieren. Zuerst müssen CLIL-Lehrer/innen ein Gleichgewicht zwischen Sprache und Sachinhalten finden und sich der Existenz und Wichtigkeit der CDFs bewusst werden. Erst dann können sie sie bewusst in ihren Unterricht einbauen und den Schüler/innen die verschiedenen Konzepte hinter den CDF Arten nahebringen.