Abstract (deu)
Diese Diplomarbeit wurde angeregt durch Gespräche mit Helmut Birkhan über keltisch-skandinavische Querverbindungen. Er verwies mich dabei im Speziellen auf die mögliche Verbindung zwischen dem irischen fíth-fáth-Zauber und dem isländischen vikivaki-Spiel.
Der irische Zauber findet sich im Finn-Zyklus wieder, der sich um einen Verband aus jungen Männern namens Fianna dreht. Diese irische Variante des Männerbundes weist eindeutige Parallelen auf zu skandinavischen Berserkern und Ulfheðnar. Jene Gruppen von Männern werden als besonders starke Krieger beschrieben, die in eine Art Kampfesraserei verfallen, dadurch keinen Schmerz mehr fühlen und de facto unbesiegbar werden. Otto Höfler, Robert Stumpfl und Lily Weiser haben dieses Phänomen bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschrieben und auf die möglicherweise ursprüngliche Funktion dieser Verbände als Männerbünde bzw. Altersklassen verwiesen. Durch einen Initiationsritus wird man Teil eines solchen Verbandes, welche weltweit verbreitet sind. Männerbünde und Altersklassen sind nämlich auch ein wichtiger Teil der Sozialstruktur eines Stammes. Aufgrund der Initiation vollzieht sich ein innerer Gestaltwandel vom Jungen zum (kampffähigen) Mann. Bei Ritualen dieser Art steht fast immer ein spezielles Tier im Mittelpunkt. Entweder durch eine tatsächliche Verkleidung oder eine Namensgebung, die einen animalischen Aspekt des jeweiligen Tieres miteinschließt. Im Falle der irischen und skandinavischen literarischen Varianten der Männerbünde (Fianna, Berserker und Ulfheðnar) sind die vorherrschenden Tiere Hirsch und Wolf bzw. Hund.
Ein verbindendes Element zwischen den irischen Fianna und dem isländischen vikivaki-Spiel ist die Hirsch-Sympathie bzw. die Wichtigkeit des Symbols des Hirsches. Im keltischen Bereich ist diese Hirsch-Sympathie archäologisch nachzuweisen, im skandinavischen Raum kaum. Literarische Vergleiche zeigen jedoch, dass zwei der wichtigsten Helden der irischen und skandinavischen Kultur eng in Zusammenhang mit dem Hirsch stehen: Finn und Siegfried.
Die Betrachtung dieser Arbeit fokussiert auf das Verhältnis zwischen Erzählungen, Mythen und dramatischer Aufführung bzw. Tanz und Ritual im Bezug auf Gestaltwandlung und berührt dabei auch Themen wie Schamanismus, Ekstase und Totemismus. Es zeigt sich, dass die Tier-Mensch-Verbindung in den Sphären der Alterklassen-Rituale wohl schon in indogermanischer Zeit ein zentrales Element war.
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