Title (deu)
Entsorgungspraxis im mittelalterlichen Dorf
die Abfallfunde von Diepensee
Author
Greta Civis
Advisor
Claudia Theune-Vogt
Assessor
Eike Gringmuth-Dallmer
Assessor
Armand Baeriswyl
Abstract (deu)
Anhand der ländlichen mittelalterlichen Siedlung Diepensee in Brandenburg wird dörfliche Entsorgungspraxis im 13. und 14. Jahrhundert betrachtet. Hierfür wird in der Tradition der Chaîne opératoire eine Methodologie entwickelt, die Chaîne éliminatoire genannt wird. Mit dieser Methodologie und einfachen statistischen Methoden wurden die Stoffgruppen Keramik, Brandlehm, Tierknochen, Metalle, Schlacke, Stein und Glas auf ihre Verteilung in Zeit und Raum untersucht. Die Entsorgung fand meist auf dem eigenen Gehöft statt, war jedoch durch soziale Normen und kosmologische Vorstellungen geprägt. So wurden der Dorfgraben und die Straße von Abfällen freigehalten, während offengelassene Brunnen mit großen Mengen Tierknochen verfüllt wurden. Die Untersuchung erfolgte einerseits pro Fundgruppe, andererseits wurde das Verhältnis der Stoffgruppen zueinander ermittelt. Hierbei stehen die Funde auch als soziale Entitäten in der Analyse. Unterschiedliche Wertschätzungen und Ablehnungen bestimmter Fundgruppen zeigen sich in unterschiedlichen Praktiken, die in einigen Fällen mit archäologischen Methoden nachvollzogen werden können. Metall, insbesondere Eisen, wurde regulär im Bereich von Steinkellern gehortet, auch wenn es keine unmittelbare Funktion mehr hatte. Keramik und andere feste, nicht leicht zu recycelnde Stoffe wie Stein, Brandlehm und Glas wurden aus dem Wohnbereich gekehrt und verblieben im Allgemeinen im Hofbereich, wie es in zahlreichen sesshaften Gesellschaften üblich ist. In wenigen Fällen zeichnet sich eine Nutzung von Feststoffen zur Verfüllung offener Strukturen ab. Tierknochen und Tierkadaver waren ambivalent, sie wurden rasch entsorgt, im Zuge des Ausbaus der brandenburgischen Landschaften eröffneten sich jedoch für tierische Reste (Langknochen, evtl. Häute) Möglichkeiten der Distribution. Diese Ergebnisse lassen einen ländlichen Habitus erkennen, der Wiederverwertung präferiert. Sie korrelieren auch mit mittelalterlichen Hygienevorstellungen, nach welchen der Geruch ausschlaggebend für Schmutz und Gefährdung ist. Der Printversion liegt eine Daten-CD bei.
Keywords (eng)
Middle Agerural settlementvillagerubbishrefusedisposalceramics
Keywords (deu)
Mittelalterländliche SiedlungDorfMüllAbfallEntsorgungTaphonomieKeramik
Type (deu)
Extent (deu)
340 S., [ca. 176] Bl. : Ill., graph. Darst., Kt.
Number of pages
692
Study plan
Dr.-Studium der Philosophie (Dissertationsgebiet: Ur- und Frühgeschichte)
[UA]
[792]
[309]
Members (1)
Title (deu)
Entsorgungspraxis im mittelalterlichen Dorf
die Abfallfunde von Diepensee
Author
Greta Civis
Abstract (deu)
Anhand der ländlichen mittelalterlichen Siedlung Diepensee in Brandenburg wird dörfliche Entsorgungspraxis im 13. und 14. Jahrhundert betrachtet. Hierfür wird in der Tradition der Chaîne opératoire eine Methodologie entwickelt, die Chaîne éliminatoire genannt wird. Mit dieser Methodologie und einfachen statistischen Methoden wurden die Stoffgruppen Keramik, Brandlehm, Tierknochen, Metalle, Schlacke, Stein und Glas auf ihre Verteilung in Zeit und Raum untersucht. Die Entsorgung fand meist auf dem eigenen Gehöft statt, war jedoch durch soziale Normen und kosmologische Vorstellungen geprägt. So wurden der Dorfgraben und die Straße von Abfällen freigehalten, während offengelassene Brunnen mit großen Mengen Tierknochen verfüllt wurden. Die Untersuchung erfolgte einerseits pro Fundgruppe, andererseits wurde das Verhältnis der Stoffgruppen zueinander ermittelt. Hierbei stehen die Funde auch als soziale Entitäten in der Analyse. Unterschiedliche Wertschätzungen und Ablehnungen bestimmter Fundgruppen zeigen sich in unterschiedlichen Praktiken, die in einigen Fällen mit archäologischen Methoden nachvollzogen werden können. Metall, insbesondere Eisen, wurde regulär im Bereich von Steinkellern gehortet, auch wenn es keine unmittelbare Funktion mehr hatte. Keramik und andere feste, nicht leicht zu recycelnde Stoffe wie Stein, Brandlehm und Glas wurden aus dem Wohnbereich gekehrt und verblieben im Allgemeinen im Hofbereich, wie es in zahlreichen sesshaften Gesellschaften üblich ist. In wenigen Fällen zeichnet sich eine Nutzung von Feststoffen zur Verfüllung offener Strukturen ab. Tierknochen und Tierkadaver waren ambivalent, sie wurden rasch entsorgt, im Zuge des Ausbaus der brandenburgischen Landschaften eröffneten sich jedoch für tierische Reste (Langknochen, evtl. Häute) Möglichkeiten der Distribution. Diese Ergebnisse lassen einen ländlichen Habitus erkennen, der Wiederverwertung präferiert. Sie korrelieren auch mit mittelalterlichen Hygienevorstellungen, nach welchen der Geruch ausschlaggebend für Schmutz und Gefährdung ist. Der Printversion liegt eine Daten-CD bei.
Keywords (eng)
Middle Agerural settlementvillagerubbishrefusedisposalceramics
Keywords (deu)
Mittelalterländliche SiedlungDorfMüllAbfallEntsorgungTaphonomieKeramik
Type (deu)
Number of pages
692