Abstract (deu)
Vor dem Hintergrund der sich ausdifferenzierenden Lebensbedingungen älterer Menschen im Zuge des demographischen Wandels wird Lebensqualität zu einem Indikator zur Bewertung von Lebensbedingungen im Alter. Lebensqualität verweist nicht nur auf eine erfolgreiche Lebensgestaltung im Sinne eines aktiven Alterns, sondern auch auf Ressourcen, die ein gutes Leben in der nachberuflichen Phase ermöglichen. Im Rahmen dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, inwiefern Lebensqualität in der nachberuflichen Phase von sozialstrukturellen Rahmenbedingungen abhängt und wie Lebensqualität im höheren Alter aufgebaut werden kann. Kommt es in der nachberuflichen Phase zu einer Kumulation, Kontinuität oder Destrukturierung sozialer Ungleichheiten im Bezug auf die Lebensqualität?
Zur empirischen Bearbeitung der Fragestellungen werden vier Wellen des Survey of Health, Age and Retirement in Europe (SHARE, 2006/07 - 2013) herangezogen. Der Einfluss von sozialen Ressourcen (Bildungshintergrund, Lebensform, Geschlecht, Finanzielle Ressourcen, Gesundheit) und der Lebensgestaltung (Teilnahme an sozialen Aktivitäten) auf die Lebensqualität (CASP-12) wird anhand linearer Regressionsmodelle im Quer- und Längsschnitt analysiert.
Die Ergebnisse verdeutlichen eine vermeintlich alterskorrelierte Abnahme der Lebensqualität im höheren Alter, die durch Veränderungen des Erlebens von Autonomie und Selbstbestimmung bedingt ist. Multivariat betrachtet nimmt das biologische Alter keinen signifikanten Einfluss auf die Lebensqualität. Finanzielle Ressourcen zeigen altersunabhängig Einfluss, während der Effekt der Gesundheit auf die Einschätzung der Lebensqualität mit steigendem Alter zunimmt. Dies kann als Kontinuität sozialer Ungleichheiten im Bezug auf die Lebensqualität gedeutet werden. Personen, die an sozialen Aktivitäten teilnehmen, haben über alle Altersgruppen hinweg eine signifikant höhere Lebensqualität als jene, die das nicht tun. Soziale Benachteiligungen über den Lebenslauf werden durch niedrigere Teilhabechancen an sozialen Aktivitäten im Alter fortgeschrieben, während privilegierte Gruppen stärker von sozialen Aktivitäten im Alter profitieren können.