Abstract (deu)
Im Laufe der letzten Jahrzehnte fand eine „normative Wende“ in der Literatur über die internationale Präsenz der Europäischen Union statt, die auf die sozialkonstruktivistische, liberal-realistische und neoliberale Theorien der internationalen Beziehungen zurückgriff. Das Konzept ‘Normative Power Europe’ (NPE) – ein Versuch der Umformulierung der vorherrschenden epistemologischen und ontologischen Prämisse – dient im Rahmen dieser neuen Narrative die Ausweitung der Forschung auf die Machtprojektion der EU und deren normative Komponente, sowie die Diskussion über die „internationale Identität“ der EU. Eines der Hauptargumente des Konzepts ist, dass die Macht der EU liege in ihrem einzigartigen, kosmopolitischen Charakter, durch wessen Bestehen sie fähig sei, internationale Politik systematisch zu transformieren, und den Weg zum nachhaltigen Frieden zu eröffnen. In dieser Arbeit wird jedoch behauptet, dass die diskursive Darstellung der EU durch das NPE-Konzept in irreführender Weise auf den kosmopolitischen Charakter ihrer zugrundeliegenden Normen hindeutet. Bezug auf poststrukturalische und postkolonialische Theorien nehmend wird eine kritische Zusammensetzung mit dem Konzept, und vor allem dessen Behauptung der Universalität der EU-Normen geboten, um dadurch dessen paradoxen Anspruch auf Kosmopolitismus erkennen zu lassen. Schließlich wird die Arbeit den Versuch unternehmen, ein Framework zur Neugestaltung der kosmopolitischen (Nicht-)Identität der EU, sowie zur Neubewertung ihrer Außenbeziehungen zu bieten, mit der Absicht, neue theoretische Grundlagen zu den empirischen Studien ihres multilateralen Engagements mit der Außenwelt zu liefern.