Abstract (deu)
Der liturgische Begriff felix culpa aus dem Exsultet der Osternacht scheint vor dem Hintergrund des theologischen Axioms lex orandi – lex credendi eine gewagte und leicht missverständliche Aussage zu sein. Dieser Ausdruck mit paradox imponierender Bedeutung stellt jedoch zugleich auch eine äußerst gelungene Formulierung und eine Art theologisches „Kürzel“ des Ostergeschehens dar. Die Wendung felix culpa bringt den Osterjubel auf einzigartige Weise zum Ausdruck. Der von Ambrosius (und Augustinus) geprägte Begriff ist von der spannungsvollen Einheit von wirklicher Schuld (culpa) und glücklicher (felix), ja überbietender Erlösung geprägt. Schuld an sich kann niemals glücklich sein. Aus biblisch-christlicher Sicht kann jedoch Gottes bedingungsloses Ja auch noch die Schuld des Menschen verwandeln.
Die Philosophie der Neuzeit hat die biblische Geschichte vom Sündenfall in Genesis 3 umgedeutet und als „glückliche Entscheidung“ interpretiert. Dadurch gingen auch die eigentlichen Brennpunkte des Gedankens der „glücklichen Schuld“, nämlich die Erlösung durch Gott und die wirkliche „Schuld Adams“, verloren.
Der Begriff felix culpa steht in Zusammenhang mit bedeutenden theologischen Themen wie Schöpfung, Freiheit des Menschen und „Vorsehung“ Gottes, sowie Vergebung in der Spannung von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Das Motiv der felix culpa spielt auch in der Deutschen Mystik bei Meister Eckhart und Johannes Tauler, wenn auch in veränderter Form, eine wichtige Rolle für das geistliche Leben.
Die felix culpa wird in dieser Arbeit auch im Kontext mit der Frage behandelt, ob es eine Menschwerdung des Sohnes Gottes auch ohne Sündenfall gegeben hätte.