Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit untersucht russische Außenpolitik im Südkaukasus im Sicherheitskontext seit dem Untergang der Sowjetunion (SU). Nach diesem Ereignis zählte zum übergeordneten Ziel Russlands seine Vormachtstellung und seinen Einfluss im Post-Sowjetraum zu erhalten. Der
Südkaukasus, der als Teil von „near abroad― bezeichnet wurde, ist von speziellem Interesse für Russland und wurde außerdem stets als „ein unabdingbarer Teil von Russlands Geschichte und
Schicksal― dargestellt. Russland spielt eine vorherrschende Rolle in der Region, was seine Stellung als Großmacht in der internationalen Arena bestärkt. Im Zuge des Zusammenbruchs der SU versank die Region in Turbulenzen mit gewaltvollen ethnopolitischen Konflikten, in welche Russland direkt und indirekt involviert war. Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan in Nagorno-Karabach (NK), die georgisch-abchasischen
und georgisch-südossetischen Konflikte (welche im Kontext des russisch-georgischen Konflikts betrachtet werden sollten), haben die Region in eine gefährliche Quelle regionaler Instabilität mit
Spillover-Effecten transformiert. Auch wenn diese drei Konflikte eher durch Unterschiede als durch Gemeinsamkeiten geprägt sind, wurde die Auswahl der Fallbeispiele durch die theoretischen
Rahmenkonzepte bedingt, um die Sicherheitsdynamiken und die gegenseitige Abhängigkeit der Sicherheit im „Regional Security Complex (RSC)― zu erläutern, in diesem Fall „sub-complex
component― Länder. Der Schwerpunkt dieser Arbeit bildet die russische Außenpolitik im Kontext Sicherheit im
Südkaukasus und die Involvierung Russlands in die vorherrschenden Konflikte. Die Forschungsarbeit untersucht russische Sicherheitsinteressen in der Region, um nachvollziehen zu können, ob ein Interesse des Kremls an Instabilität im Südkaukasus besteht. Einerseits kann laut der
Regional Security Complex Theory (RSCT) Russland nicht direkt an Instabilität interessiert sein, da dadurch ein Domino-Effekt entstehen und den Nordkaukasus beeinflussen könnte. Andererseits offenbart die Studie, dass Russland mehr Interesse an dem Erhalt des Status Quo zeigt als die Konflikte beizulegen. Nach der Analyse von sowohl Primär- als auch Sekundärquellen kommt die Untersuchung zu dem Schluss, dass eine sogenannte „kontrollierte Instabilität― dem Kreml am meisten zu Gute kommt. Regelmäßige Auseinandersetzungen zwischen beiden Konfliktparteien bieten Russland die Möglichkeit, die Instabilität in der Region zu beeinflussen oder zu kontrollieren und in der Gestalt des Vermittlers oder des Beschützers aufzutreten, was die Vormachtstellung Russlands in der Region hervorhebt und seine Rolle als Großmacht auf internationalem Areal bestärkt.