Abstract (deu)
Intersexuelle Menschen befinden sich in einem Spannungsfeld zu allgemein gültigen Geschlechtsdefinitionen und stehen den binär orientierten Geschlechternormen als Enigma gegenüber. Intersexualität ist, obwohl je nach Definition bis zu 1,7 % aller Menschen dieser Gruppe zugehörig sind, nach wie vor ein Tabuthema. Der Diskurs ist vor allem medizinisch geprägt. So wird Intersexualität pathologisiert. Was nicht der Norm entspricht, wird mit dem Skalpell klargestellt bzw. zugewiesen. Die medizinischen Interventionen werden meist durchgeführt, bevor die Betroffenen selbst für sich entscheiden können. Dadurch wird gegen deren Selbstbestimmungsrechte verstoßen.
Literaturgestützt wird untersucht, welche Argumente es hinsichtlich geschlechtszuweisender Operationen gibt. Die heteronormativ geprägte Welt tritt hier oft als Rüttelsieb auf, das nur geschlechtlich eindeutige Körper zulässt und scheinbare Zwischenstufe bzw. andere Mischungsverhältnisse negiert. Als Konzept werden sieben Geschlechtsdeterminanten angeführt, die einerseits somatisch und andererseits lediglich intelligibel sind. Es folgt eine Kritik der medizinischen Interventionen im Kontext zu sex, gender und sozialer Geschlechternormendruck.
Eine Betrachtung und Analyse geht der Frage nach, was überhaupt Geschlecht ist und was das wahre Geschlecht bei intersexuellen Personen sei. Hierbei wird die Bedeutung und Tragweite der Kategorie Geschlecht genauso untersucht wie verschiedene Lösungsmöglichkeiten des Falles eines uneindeutigen Geschlechts.
Ziel der Arbeit ist die Erforschung der Frage, ob eine intersexuelle Person ein drittes Geschlecht von sich aus konstituiere bzw. ob jene Person gar kein übliches Geschlecht hat. Das Verhältnis von Gesellschaft und Geschlecht werden erörtert und mit einer postgender-Utopie wird überlegt, wie die Welt ohne Geschlecht aussehen könnte. Einige Handlungsanleitungen zur Dekonstruktion von gender im Kontext Intersexualität wurden herausgearbeitet.