Abstract (deu)
Die Ziegenproduktion in Argentinien ist wie im Rest der Welt dadurch charakterisiert, dass sie eine marginale Subsistenzwirtschaft darstellt. Das Departement Malargüe, das eine größere Fläche als die Schweiz oder Slowenien aufweist, gehört zu einer semiariden Region. Es gibt dort eine Hirtenaktivität, die geprägt ist von der Verbringung der Viehbestände auf Weiden in den Tälern der Andenkette zwischen November und Dezember (Transhumanz). Diese spezielle Art der Viehproduktion ist, wie viele andere landwirtschaftliche Aktivitäten im Land, diversen Veränderungsprozessen ausgesetzt. Daher wurde in der vorliegenden Arbeit versucht, durch direkte Befragungen verschiedener Akteure, nämlich von ZiegenproduzentInnen und/oder deren Familienangehörigen, ExpertInnen entsprechender staatlicher Behörden und ehemaligen Genossenschaftern herauszufinden, wie diese die nähere Zukunft der Transhumanz einschätzen. Auf Grundlage dieser Interviews, einer Literatursuche und von Beobachtungen im westlichen Teil des Departements Malargüe in Mendoza wurden eine retrospektive Analyse der Veränderungen der Transhumanz seit dem Ende der 90er Jahre, der sie beeinflussenden Schlüsselfaktoren und - von daher abgeleitet - eine Darstellung möglicher zukünftiger Szenarien vorgenommen. Diese Arbeit beabsichtigt, die verschiedenen Blickwinkel auf die aktuelle Lage, die Probleme, die Notwendigkeiten und mögliche, von den betroffenen Kleinbauern selbst umsetzbare Lösungen aufzuzeigen. Die qualitativen Daten wurden mittels Kodifizierung und Kategorisierung evaluiert. Im folgenden Schritt wurden die Schlüsselfaktoren nach Wichtigkeit und möglicher Einflussgröße aufgelistet. Auf diese Weise wurden auf Grundlage der Antworten der Befragten wahrscheinliche Zukunftsszenarien abgleitet. Folgende wichtige Veränderungen traten in der Studienregion ab Ende der 90er Jahre bis 2016 auf: Verkleinerung der Herdengrößen, veränderte Zusammensetzung der Viehbestände durch Anstieg der Rinder- und Schafsanteile sowie Rückgang der Ziegenproduktion. Von den zahlreichen Schlüsselfaktoren wurde jenen eine besondere Bedeutung beigemessen, die grundsätzlich von den Kleinbauern selbst verändert werden können: Produktion, Vermarktung des Fleisches, Genossenschaften, ländlicher Tourismus, Entscheidungen der Regionalpolitik, Rolle der Landarbeiter, Umgang mit Raubtieren und Wasser. Auf dieser Grundlage wurden drei mögliche Zukunftsszenarien umrissen: 1) Fortbestehen der transhumanten Ziegenproduktion, 2) Rückgang der transhumanten Ziegenproduktion, 3) Verschwinden der transhumanten Ziegenproduktion und grundlegende Änderung in der Art der Ziegenproduktion.
Indem man die Kleinbauern selbst zu Wort kommen lässt, ist es möglich zu anderen Meinungen, Perspektiven und somit anderen Lösungen zu kommen, als sie von akademischen Einrichtungen vorgeschlagen und entsprechenden Institutionen zur Förderung der landwirtschaftlichen Entwicklung verbreitet werden. Mit dieser Arbeit konnte aufgezeigt werden, wie wichtig es ist, den betroffenen Kleinbauern eine aktive Teilnahme bei der Analyse ihrer Situation, der Veränderungen und Entwicklung wünschenswerter Lösungen zu ermöglichen. Diese Arbeit verdeutlicht die Notwendigkeit, die Lage der transhumanten Ziegenproduktion in Malargüe aus einem interdisziplinären Blickwinkel zu betrachten, um deren Probleme auf verschiedenen Ebenen anzupacken und vielschichtige Lösungen zu erarbeiten. Die Problembetrachtung durch verschiedene Disziplinen würde es auch erlauben, mehr Vielfalt bei den Lösungen und Schwerpunktsetzungen zu erreichen.
Schlagwörter: transhumante Ziegenproduktion, Schlüsselfaktoren, Zukunftsszenarien, Malargüe, Ziegenproduzenten.