Abstract (deu)
Bei der Geschichtsvermittlung haben auch Zeitungen – als Massenmedium – einen besonderen Stellenwert, da sie mittels seriösem Geschichtsjournalismus nicht nur vergangene Ereignisse informativ wiedergeben, sondern die Rezipienten und Rezipientinnen ebenso dazu anregen können, sich mit der Geschichte kritisch auseinanderzusetzen und aus ihr Lehren für die Gegenwart zu ziehen. Das Jahr 2014 war von großer erinnerungskultureller Bedeutung, da sich zum einen der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal jährte und zum anderen die Landung der Alliierten in der Normandie vor genau 70 Jahren stattfand. Während die Erinnerungskultur in Österreich besonders hinsichtlich des Zweiten Weltkriegs vorwiegend aus der Täterperspektive dargestellt wird und somit primär eine Auseinandersetzung mit der eigenen Schuld und Verantwortung erfolgt, bietet der Fokus auf Großbritannien in der vorliegenden Arbeit eine neue Sichtweise auf die Erinnerung an die beiden Weltkriege.
Mithilfe einer Inhaltsanalyse von Artikeln zum Ersten und Zweiten Weltkrieg aus drei britischen Tageszeitungen – The Times, The Independent und The Daily Mail – aus dem Jahr 2014 wurden sowohl Themenkontexte als auch nationale Identitätsangebote, journalistische Qualität und vorhandene Metaframes untersucht. Der Waffenstillstand vom 11.11.1918 wurde insgesamt am häufigsten thematisiert, gefolgt vom Holocaust und der Landung der Alliierten in der Normandie. Es wurden sowohl Bezüge zur Vergangenheit als auch zur Gegenwart hergestellt, welche einerseits hauptsächlich das Britische Weltreich und das Viktorianischen Zeitalter und andererseits erinnerungskulturelle Ereignisse, politische Institutionen wie die USA oder die Europäischen Union sowie politische Themen, insbesondere die Friedenspolitik, beinhalten. Nationale Identitätsangebote waren vorrangig auf Gefühle von Patriotismus und Heroischem Patriotismus ausgerichtet, während sich die Artikel auf Metaebene meist mit den Themen Krieg und Frieden und Schuld und Verantwortung befassten. Der britische Geschichtsjournalismus wies letztendlich gemessen an seiner Aufgabe des Diskursmanagements eine journalistische Qualität von durchschnittlich 52 Prozent auf, welche sich insbesondere durch ein hohes Maß an Respekt auszeichnete.