Abstract (deu)
Der Schwerpunkt dieser Arbeit ist die ukrainische und russische Berichterstattung, die aus 419 Artikel in Online- und Printmedien besteht und in der Zeitperiode der Krim-Annexion und der Entstehung des Ost-Ukraine Konflikts veröffentlicht wurden.
Die wichtigsten Theorien, auf die sich die vorliegende Arbeit bezieht, sind Theorien des Journalismus und Konflikt-Kommunikationstheorien. „Propaganda“ wird ebenso als zentraler Begriff der vorliegenden Arbeit bezeichnet.
Diese Arbeit ist dazu gedacht, zu beantworten, wie die ukrainischen und russischen Medien die Friedensbestrebungen beeinflusst haben. Haben sie den Konflikt verschärft, oder haben sie geholfen, nach Lösungen zu suchen?
Die Hauptfragestellung lautet: Auf welche Weise wird über die ausgewählte Zeitperiode (Krim-Annexion und Entstehung des Ost-Ukraine Konflikts) berichtet?
Mit der Hilfe der quantitativen Inhaltsanalyse werden drei ukrainische und fünf russische Medien im Hinblick auf die Berichterstattung während der Krim-Annexion und der Entstehung des Ost-Ukraine Konflikts analysiert. Als Untersuchungsmaterial dienen 419 Artikel, die zwischen 01. März 2014 und 31. Mai 2014 erschienen sind.
Die Auswertung der Daten belegt, dass die formale Gestaltung der beiden Länder ziemlich ähnlich aussieht. Ukrainische und russische Medien verwenden fast in 100% der Fälle ein Bild oder Foto. In Russland wurde viel mehr mit der vorangestellten Zusammenfassung gearbeitet, was als ein Lenkungsfaktor dienen könnte.
Die Berichtsform Interview wurde in der Ukraine öfter genutzt als in Russland. Russische Medien hatten die Ukraine-Krise öfter mittels Reportage und Bericht erläutert.
Auf der Emotionsebene war die ukrainische Berichterstattung viel dramatischer als die russische. Auffällig aber ist, dass die Emotion Gefahr in Russland um einiges öfter vorkommt als in der Ukraine.
Die Ukraine hat in Bezug auf Identitätsangebote eine starke Ausprägung von Nationalismus und heroischem Patriotismus. In Russland ist das am meisten genutzte Identitätsangebot Patriotismus.
Die Verengung der Konfliktperspektive bzw. Konzentration auf den Konfliktverlauf in Kombination mit einem hohen Grad des Nationalismus und starker Ausprägung der Nach-Maidan-Regierung-Perspektive bei der Poroschenko Präsidentenwahl Zeitperiode in der ukrainischen Presseberichterstattung spricht dafür, dass der Rally-Effekt bzw. eine zunehmende Unterstützung des Präsidenten durch ein internationales Ereignis in der Ukraine mindestens teilweise zu beobachten war. In Russland kann man als Beleg für den Rally-Effekt die Einnahme der Perspektive der russischen Regierung und einen steigenden Grad des Patriotismus beobachten.
Die ukrainische Berichterstattung konzentriert sich viel mehr auf den Konfliktverlauf und befindet sich im Kampf-Frame. Deswegen sind die Lösungsorientierung/Handlungsoptionen in Russland etwas stärker ausgeprägt. Das sind aber ausschließlich sogenannte konfliktbezogene Handlungsoptionen.
Auf der anderen Seite ist die ukrainische Presse stärker diskursorientiert und hat eine hohe Diskursqualität. Ukrainische Journalisten und Journalistinnen üben mehr Zweifel an Verständlichkeit, Wahrheit, Wahrhaftigkeit und Richtigkeit aus.