Abstract (deu)
In der Habsburger Monarchie herrschte im 18. und 19. Jahrhundert eine chaotische und katastrophale Finanzgebarung, die letztlich zu einem Staatsbankrott führte und damit enorme wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Veränderungen nach sich zog. Diese Verhältnisse spiegelten sich auch auf der Theaterbühne wider. In den Wiener Volkskomödien der Vorstadt-Theater wird die Geldthematik mitunter auch sehr deutlich angesprochen. Besonders mit der Gründung des Teutschen Nationaltheaters wurde der eklatante Mangel an eigenen deutschsprachigen Komödien offensichtlich. Mit Ende des 18. Jahrhunderts entsteht daher auf Grund zahlreicher theatertheoretischer Schriften, in denen Aufklärer wie Joseph von Sonnenfels eine ‚gereinigte‘ Bühne fordern, das Genre des ‚feineren‘ Lustspiels. In diesen Salonkomödien wird der Aspekt des Geldes, der zwar hier auch eine bedeutende Rolle spielt, wesentlich sublimer und vor allem ‚zensurgerecht‘ behandelt.
Die Schöpfer des ‚feineren‘ Lustspiels, die sich in theatertheoretischen Schriften und in ihren Werken vor allem von der Gattung des bis dahin vorherrschenden rührenden Lustspiels deutlich abgrenzen wollten, brachten Komödien auf die Bühne des Hofburgtheaters, die – angelehnt an die französischen Vorbilder – den Ton der ‚höheren‘ Gesellschaft widerspiegelten, um so dem Publikum durch sanfte Satire ein ‚vernünftiges Lächeln‘ über gesellschaftliche Mängel abzunötigen. Bei diesen Lustspielen handelte es sich um Stücke für den Tagesbedarf, die keinen Anspruch an hohe literarische Qualität stellten, und vermutlich deshalb als selbständiges und zukunftweisendes Genre in den neueren theatertheoretischen Diskursen kaum Beachtung finden.
Geld ist der Komödie – von ihren Anfängen in der Antike bis zur heutigen Zeit – inhärent. Auch in der Salonkomödie, die auf das adelige und bildungsbürgerliche Publikum des Hofburgtheaters zugeschnitten war, steht im Prinzip der Aspekt des Geldes im Vordergrund. In dieser theater- und kulturhistorischen Arbeit wird die Entwicklung des Genres von seinen Anfängen bis zu seinem Höhepunkt am Beispiel von drei Dramatikern und deren Lustspielen beleuchtet. Es handelt sich dabei um Johann Friedrich Jüngers Die beyden Figaro, um August Ernst von Steigenteschs Die Zeichen der Ehe und um Eduard von Bauernfelds Die Bekenntnisse. Die textanalytische Untersuchung dieser drei Komödien soll die Entwicklung des ‚feineren‘ Lustspiels und den Stellenwert des Faktors Geld darin näher beleuchten.