Abstract (deu)
Den Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Diplomarbeit – Zweisprachigkeit in Kärnten aus der Sprecherperspektive – bilden Wahrnehmungen und Einstellungen hinsichtlich der slowenisch-deutschen Zweisprachigkeit in Kärnten. Es wurden vier Sprecherinnen aus Ledenitzen (slow. Ledince) im Rahmen von sprachbiografisch akzentuierten Interviews, deren Auswertung qualitativ erfolgte, befragt. Der Fokus liegt dabei auf den subjektiv konzipierten Sprachformen der linguistischen Laiinnen, sowohl in der Einzelsprache Deutsch als auch in der Einzelsprache Slowenisch. Insofern positioniert sich die vorliegende Untersuchung innerhalb der soziolinguistischen Sprachwahrnehmungs- und Spracheinstellungsforschung, der Sprachbiografieforschung und der Sprachkontaktforschung.
Ausgehend von den varietätenspezifischen Konzepten der Sprecherinnen, wurde danach gefragt, welche „soziale Bedeutung“ (Prestige und Stigma) sie diesen zuschreiben und mit welcher kommunikativen Funktionalität sie ihre Sprache(n) und Varietäten gebrauchen. Neben Spracheinstellungen wurden Einstellungen zu kärntnerslowenischen kultur- und bildungspolitischen Aktivitäten in Ledenitzen und zum „Kärntner Ortstafelstreit“ erhoben. Im Zentrum stand dabei die Frage, ob die Wahrnehmungen und Einstellungen der Sprecher/innen mit sprachbiografischen „Schlüsselerlebnissen“ korrelieren. Da zwei Pensionistinnen und zwei Studentinnen – jeweils eine einsprachig (Deutsch) und eine zweisprachig (Deutsch und Slowenisch) befragt wurden, konnten zudem generationsbedingte Unterschiede in den Blick genommen werden.
Es konnte festgestellt werden, dass die Informantinnen ein bivarietäres Konzept sowohl der deutschen als auch der slowenischen Sprache haben. Während die Sprecherinnen fortgeschrittenen Alters zwischen „Dialekt“ und „Schriftsprache“ unterscheiden, differenzieren die jüngeren Sprecherinnen zwischen „Dialekt“ und „Hochsprache“. Letztere verfügen zudem über ein weiteres varietätenspezifisches Konzept hinsichtlich der deutschen Sprache, das in etwa dem linguistisch konzipierten Bereich der „Umgangssprache“ nahekommt und von den Informantinnen als „ein bisschen Kärntnerisch und teilweise nach der Schrift reden“ sowie als „Dialekt mit deutschen Wörtern dazwischen“ bezeichnet wird. Die Frage nach dem Konzept „Windisch“ zeigte, dass nach wie vor Stereotype hinsichtlich desselben und der ethnisch-nationalen Dimension dieses Konzepts in Form einer Abgrenzung zu Kärntner Slowenen bestehen. Interessanterweise zeigte sich, dass die Eigen- und Fremdwahrnehmung Kärntens aus Sicht der Informantinnen vor dem Hintergrund ihrer Ein- und Zweisprachigkeit divergiert.
Insgesamt konnte gezeigt werden, dass Spracheinstellungen und postuliertes Sprachverhalten sowie Einstellungen zur zweisprachigen Situation Kärntens nicht zuletzt auf persönliche Erlebnisse und Erfahrungen der Sprecherinnen zurückzuführen sind.