Abstract (deu)
Ziele: Die vorliegende Arbeit hat die Analyse eines speziellen astrodynamischen Systems zum Ziel, die des Trojanischen Doppelplaneten. In diesem System sind zwei terrestrische Planeten im Lagrangepunkt L4 eines Gasriesen zu finden. Die wichtigsten Parameter dabei sind der Winkelabstand der Trojaner dm, die Gesamtmasse der beiden Trojaner Mtot = M1 + M2, sowie das Massenverhältnis MR = M1/M2 . Um Untersuchungen der Stabilität des Systems durchzuführen, werden verschiedene Stabilitätsindikatoren eingeführt. Dadurch ist ein Sekundärziel der Masterarbeit definiert, die Entwicklung eines Codes
zur Berechnung des Lyapunov-Exponenten für ein N-Körpersystem.
Methoden: Die Stabilitätsanalysen der Doppeltrojaner werden hauptsächlich durch Simulationen mittels eines Lie-Reihen N-Körper-Integrators durchgeführt. Dies beinhaltet Untersuchungen einzelner Trajektorien sowie die Berechnung von Stabilitätskarten, auch als Initial-Condition-Plots bezeichnet. Die Untersuchung des Lyapunov-Indikators ist zu einem großen Teil von theoretischer Natur. Dabei werden zwei verschiedene Methoden zur Berechnung erörtert. Die erste Methode baut auf der expliziten Form des N-Körperintegrators, in diesem Fall dem Lie-Reihen-Integrator, auf, während die zweite Methode unabhängig vom N-Körperintegrator ist.
Ergebnisse: Es wurde gezeigt, dass die Trojanischen Doppelplaneten einen
erstaunlich großen stabilen Parameterbereich aufweisen. Ein Trojanerzwillingssystem, mit jeweils einer Erdmasse im Lagrangepunkt L4 eines Jupiters mit a = 1AU, kann für zumindest hundert Millionen Jahre stabil bleiben. Desweiteren wurde ein Zusammenhang zwischen dem stabilen Winkelabstand der Trojaner und ihrer Gesamtmasse gefunden (dm prop. M_tot^1/3). Eine moderate Abweichung von dieser Beziehung wird durch ein sich änderndes Massenverhältnis (MR) der Doppeltrojaner erklärt. Das System bleibt selbst für extreme Konfigurationen, bei welchen die Gesamtmasse der Trojaner im mehrfachen Jupiterbereich liegt, für längere Zeit stabil. Im Speziellen weisen einige Simulationen von Doppeltrojanern mit einer Gesamtmasse von ca. 4M_Jupiter Stabilitätszeiten von mehr als 2 · 10^4 Jahre auf. Dies entspricht bei 1AU ebensovielen Umläufen der Planeten. Da Exoplanetensysteme oftmals mehr als einen Gasriesen aufweisen, wurde das System auf Einflüsse eines weiteren Gasriesen überprüft. Es zeigt sich, dass hier vor allem Bahnresonanzen destabilisierend wirken. Bei einer Masse von 1M_Jupiter sind jedoch ab einer großen Halbachse von a > 2.5AU des störenden Gasriesen keine nennenswerten Effekte mehr nachweisbar. Ferner wurden bei hochaufgelösten Parameterstudien fraktale Strukturen in den Stabilitätskarten entdeckt. Den größten Einfluss auf die Form der Fraktale hat das Massenverhältnis MR der Doppeltrojaner. Für MR < 1 entstehen keilförmige Unterstrukturen, bei MR > 1 handelt es sich um kuppelförmige Unterstrukturen. Es konnten mit Erfolg Lyapunov-Exponenten für zwei Arten von Problemstellungen, Hamiltonische Systeme und Mappings, berechnet werden. Als Beispiel-Mapping wurde die Standard-Map herangezogen, für welche dadurch zwischen chaotischen und stabilen Anfangsbedingungen unterschieden werden konnte. Im Falle von Hamiltonischen Systemen war es zusätzlich möglich, über Histogramme des lokalen Lyapunov-Indikators, Rückschlüsse über die Stabilität des Systems zu ziehen. Studien des Henon-Heiles-Systems dienten dabei als Vorbereitung für das komplexere allgemeine N-Körperproblem. Die erfolgreiche Anwendung auf ein N-Körpersystem wurde anhand der Doppeltrojaner demonstriert.