Abstract (deu)
In der vorliegenden Masterarbeit wird die spätgotische Hallenkirche St. Pauls in Eppan in Südtirol in den Mittelpunkt kunsthistorischer Forschung gestellt. Am Beginn der Arbeit werden nach einem kurzen historischen Abriss der historischen Umstände der Region die Bauphasen zwischen 1460 und 1552 und die einzelnen Bauabschnitte detailliert beschrieben. Anschließend werden Fragen der Herkunft des Baustils und der Architekturformen beleuchtet. Die Pfarrkirche ist eine Mischung höchster und feinster gotischer Steinmetzarbeit aus dem süddeutschen Raum sowie ein Meisterwerk der italienischen Baukunst der Frührenaissance aus der Lombardei und der Region um Trient.
Südtirol galt seit dem frühen Mittellalter als Schmelztiegel von Einflüssen aus dem Norden wie aus dem Süden. Aufgrund der geografischen Lage diente die Strecke über den Brenner Jahrhunderte lang als Pilgerroute und erlangte durch große Silber- und Kupfervorkommen beträchtlichen Wohlstand, was eine rege Bautätigkeit nach sich zog. Dies bedeutete auch einen starken Zuzug von Baumeistern speziell aus dem süddeutschen Raum, der geprägt war von der Steinmetzkunst namhafter Baumeister wie u.a. Burghard Engelberg, Jakob Zwitzel, Hans Lutz von Schussenried aber auch die Familie Parler.
Ein Kapitel geht auch der Frage der Herkunft der Hallenkirche, deren Typus einerseits über die Zisterzienser und andererseits über die Wanderbewegungen der Bettelorden in die Region kam, nach. Besonders in den wachsenden Städten findet das erstarkende Bürgertum im 15. und 16. Jhdt. großes Interesse und Bedarf an diesem Architekturtypus. Das Thema Gotik in Tirol sowie deren Bauhütten runden die Arbeit ab.
Zusammenführend wird die Verortung der Pfarrkirche St. Pauls im Kontext ihrer Vorbilder und Vergleichsbeispiele gezeigt und damit die Einflüsse sichtbar gemacht und zueinander in Beziehung gesetzt. Abschließend wird Bezug genommen zum Deutschen Orden, der eine wichtige Rolle im Raum Südtirol spielte und ebenso Einfluss auf die dortige Architektur genommen hat.