Abstract (deu)
Die Masterarbeit nimmt die These zum Ausgangspunkt, dass wir in Zeiten einer multiplen Krise leben, die Ergebnis der gegenwärtig hegemonialen Produktions- und Lebensweise ist. Diese dehnt auf Grundlage fossiler Energie und der globalen Ausbeutung natürlicher Ressourcen die kapitalistische Verwertungslogik auf alle Lebensbereiche und Mitwelten aus, wobei sie auf global sehr ungleichen Konsummustern und massiver Übernutzung von Ressourcen basiert. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob demokratische Akteur_innen und Institutionen in ihrer bestehenden Form über Handlungsmöglichkeiten verfügen die multiple Krise zu bearbeiten oder ob sie durch diese selbst unter existentiellen Druck geraten.
In Annäherung einer möglichen Antwort werden Analysen der Krise der Demokratie in der Spätmoderne diskutiert. Die Auswahl der Krisenanalysen spiegelt jene demokratietheoretischen Ansätze wider, die in der spanischen Protestbewegung gegen Austeritätspolitiken rezipiert wurden und sich auf die Phase der Spätmoderne ab Anfang der 1970er Jahre beziehen. Diese Masterarbeit folgt im weitesten Sinne dem Krisendiskurs zu Demokratie, der in einer sozialen Bewegung artikuliert wurde, deren Mobilisierungspotential selbst Ergebnis der multiplen Krise ist.
Als Ergebnis der Masterarbeit werden sechs Dimensionen der Krise der Demokratie in der Spätmoderne präsentiert. Diese zeigen, dass demokratische Akteur_innen und Institutionen maßgebliche Produzent_innen der multiplen Krise sind. Die kulturell hegemonialen Lebensstile demokratischer Gesellschaften sind angesichts überdeutlich hervortretender Begrenztheit natürlicher Ressourcen nicht verallgemeinerbar und nur auf Grundlage von Gewalt aufrechtzuerhalten.
Das demokratische Imaginäre einer Selbstbestimmung aller Menschen ist in der Spätmoderne nicht mehr verfügbar. Damit geht ein Wandel des demokratischen Imaginären einher. Die Komponente der Egalität wird aufgegeben, jedoch durch die Idealisierung jener Freiheiten kompensiert, wie sie in den emanzipativen und singularistischen Lebensstilen der globalen Mittelschichten zum Ausdruck kommen.