Abstract (deu)
Biologische Invasionen haben sich zu einem globalen Phänomen entwickelt und betreffen Natur und
Mensch auf der ganzen Welt. Auch Europas Ökosysteme werden durch invasive Neobiota
beeinträchtigt. Als Reaktion hat die Europäische Union 2014 die „Verordnung (EU) Nr. 1143/2014
über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder
Arten“ erlassen. Diese Verordnung verpflichtet die Mitgliedsstaaten dazu, Maßnahmen gegen die
Einschleppung und Ausbreitung von invasiven Arten, die in der „Liste invasiver gebietsfremder Arten
von unionsweiter Bedeutung“ verzeichnet sind, zu ergreifen. Die Unterstützung durch die Öffentlichkeit
wird für die Umsetzung von Neobiota-Management immer wichtiger, insbesondere wenn es um
charismatische Arten und tödliche Methoden geht. In New South Wales (AUS) beispielsweise hat eine
breite öffentliche Ablehnung den von Experten geforderten Abschuss von invasiven Wildpferden
gestoppt. In ähnlicher Weise wurde ein Programm zur Beseitigung der Grauhörnchen-Populationen in
Norditalien Ende der 1990er Jahre nach Protesten von Tierrechtsgruppen aufgegeben.
Da die Relevanz der Interaktion der öffentlichen Wahrnehmung und der Akzeptanz von
Managementmaßnahmen augenscheinlich ist, richtet sich diese Arbeit genau an die Erforschung
dieser. Es wurden drei verschiedene Zielgruppen (Naturnutzer*innen, Naturexpert*innen,
Allgemeinheit) in Österreich ausgewählt, um mögliche Unterschiede in deren Wahrnehmung von
invasiven Neobiota und von Managementmethoden. Zu diesem Zweck entwarf und verwendete ich
eine Online-Umfrage mit dem Convenience-Sampling-Ansatz.
Insgesamt habe ich 239 ausgefüllte Antworten erhalten: 20 Naturnutzer*innen, 91 Naturexpert*innen,
128 Allgemeinheit. Generell wussten die Befragten, welche Arten neobiotisch und welche heimisch
sind. Der Großteil der Teilnehmer*innen war eher bereit, tödliche Maßnahmen (Abschuss, Rodung) zu
akzeptieren, wenn es sich bei der Art um eine invasive handelte. Chemische Tötungsmittel wurden
durchwegs negativ bewertet, auch wenn die Naturnutzer*innen (Landwirt*innen, Jäger*innen, ...) dies
für Pflanzen eher akzeptieren würden. Die Ergebnisse zeigten, dass die Akzeptanz von Neobiota-
Managementmaßnahmen von Naturexpert*innen ähnlich derer von Naturnutzer*innen ist, während die
Laien im Allgemeinen nicht-tödliche Methoden bevorzugen.
Die meisten Befragten (<50%) kannten weder die Verordnung 1143/2014, noch maßen sie der EU
eine große Rolle bei der Neobiota-Bekämpfung bei. Dennoch stimmte ein Großteil (>75%)
Maßnahmen auf europäischer Ebene zu und befürwortete Reglements der EU zu diesem Thema.
Diese Studie zeigt, dass das Wissen, ob es eine invasive oder eine einheimische Art ist, einen
Einfluss auf die Akzeptanz von Managementmethoden haben kann. Dass ästhetische Aspekte einen
ähnlichen Einfluss haben, konnte nicht gezeigt werden. Naturnutzer*innen haben möglicherweise eine
höhere Akzeptanz von tödlichen Methoden, da sie wirtschaftlich von der Natur abhängig sind.
Regelungen zu Neobiota auf EU-Ebene werden generell als wichtig angesehen, es gibt aber kaum
Bewusstsein zu bestehenden Maßnahmen.