Abstract (deu)
Die Galvanotechnik hat seit Beginn ihrer Erfindung im Jahr 1838 große Aufmerksamkeit erregt. Diese neue Technik wurde nicht nur in verschiedenen Industriezweigen sofort um-gesetzt, sondern auch sehr erfolgreich in verschiedenen Bereichen der Kunst und Grafik, insbesondere bei der Reproduktion. Die frühe Anwendung der elektrochemischen Abschei-dung war vor allem auf die hervorragenden mechanischen Eigenschaften von plattiertem Kupfer und die neue Möglichkeit, Objekte perfekt zu kopieren und zu vervielfältigen, zu-rückzuführen. Darüber hinaus können auch nichtleitende Materialien beschichtet werden.
Die vorliegende physikalisch-chemische Studie beschäftigte sich mit der Aufklärung der Zusammensetzung der historischen Objekte und der in den 1840er Jahren angewandten Herstellungsverfahren. Diese interdisziplinäre Grundlagenforschung im historischen Kon-text konzentrierte sich auf die kunsthistorische und technische Bearbeitung von Metallob-jekten in einer kürzlich entdeckten Sammlung des Technischen Museums Wien. Sie basier-te auf systematischen Materialanalysen von mehr als 70 Originalobjekten aus dem ersten österreichischen Laboratorium für Galvanotechnik. Anwendungsorientierte konservie-rungswissenschaftliche Untersuchungen wurden durchgeführt und elektrochemische Reini-gungsverfahren entwickelt. Neue Erkenntnisse über die technische Umsetzung sowie der bahnbrechende Beitrag der Wiener Autoren zur Weiterentwicklung der Galvanik und Foto-graphie in Österreich und darüber hinaus wurden in dieser Arbeit gewonnen.
Eines der zentralen Themen der elektrochemischen Abscheidung auf nichtleitenden Subs-traten ist die Wahl der leitenden Schicht. Experimentell wurde gezeigt, dass Graphitpulver als leitfähige Phase Silber- und Kupferpulver überlegen ist. Die Materialeigenschaften des galvanisch abgeschiedenen Kupfers, aber auch der Einsatz verschiedener Nachbehand-lungsverfahren, wie z.B. Verdichtung durch verschiedene Polierverfahren und/oder organi-sche und anorganische Beschichtungsreste auf der Oberfläche, haben einen langfristigen Einfluss auf die Beständigkeit und das Korrosionsverhalten.
Die erste weltweit bekannte geätzte Daguerreotypie, eine Heliogravure auf versilbertem Kupfer, die zur Reproduktion durch Druck bestimmt war, wurde unter den Druckplatten aus Theyers Laboratorium entdeckt. Die in Wien entwickelte bahnbrechende Fototechnik ermöglichte eine bisher unerreicht hohe Lichtempfindlichkeit im Gegensatz zur Technolo-gie des französischen Erfinders der Fotografie, Daguerre, durch die Anwendung von Halo-genidmischungen ohne einen Entwicklungsprozeßschritt mit Hg. Oberflächenanalysen zeig-ten, dass der fotografische Prozess zur Bildung von kolloidalen Ag-Nanopartikeln (AgNPs) mit einer Größe von 30-120 nm führte, deren Außenschichten aus Ag2O, Ag2S und etwas AgCl bestehen. Die Bildentwicklung bestand in der Reduktion der Ag-Halogenide zu Ag-NPs angrenzend an die Ag-Keime des latenten Bildes durch H2SO3, das entweder durch KCN oder Na2S2O3 fixiert wurde. Die untersuchte Platte weist geätzte Bereiche mit Ag2O-Konversionsschichten auf, aber kein Cl, S und Hg. Dieser Befund zeigte, dass der Wiener Fotoprozess der 1840er Jahre im Gegensatz zur französischen Erfindung von Daguerre von 1839 stand, da er eine hohe Empfindlichkeit für bewegte Szenen und die erste Möglichkeit der Reproduktion ermöglichte. Dies war der Auslöser für die Entwicklung der modernen Analogfotografie.