Abstract (deu)
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Geschichte des Zisterzienserinnenklosters zum Heiligen Geist vor den Toren der Stadt Ybbs von ihrer Gründung im Jahr 1291 bis zum Ende des 14. Jahrhunderts. Die Urkunde als Kommunikations- und Interaktionsmedium zeugt in ihrer Funktion als Rechtsdokument von der sozialen Praxis gängiger mittelalterlicher Gesellschaftsformen und offenbart komplexe Netzwerke von Beziehungen innerhalb der Kommunikationsräume Hof, Stadt und Kloster.
Der landesfürstliche Schirmbrief, die Nummer 1 im klösterlichen Urkundenbestand, dokumentiert gezielte Fördermaßnahmen der Habsburger Landesfürsten, die in ihrer Funktion als Hauptvögte den Aufbau eines klosternahen Stiftungsnetzwerkes initiierten. Aus den Kreisen der landesfürstlichen Gefolgschaft stammend, unterhielten die Wohltäter der Ybbser Frauen langjährige Verbindungen und schätzten die regionale Nähe zum Konvent. Durch die Rekonstruktion des vornehmlich adeligen Beziehungsgeflechts treten enge verwandtschaftliche Verbindungen innerhalb dieser Stiftergemeinschaft zum Vorschein, die bis hinter die Klostermauern zu verfolgen sind. Prestigeträchtige Schenkungen trugen dazu bei, dass die Familienangehörigen ihrem sozialen Stand entsprechend im Kloster leben konnten. Außerdem sind Stiftungen als Akt der Frömmigkeit im Spannungsbogen von Wirtschaft und Politik zu betrachten. Güterkäufe und Tauschgeschäfte wurden nicht selten auf Basis liturgischer Gedenkleistungen abgeschlossen und waren Inhalt der spirituellen Klosterökonomie.
Innerhalb der ordensinternen Kommunikation verdeutlichen einheits- und identitätsstiftende Quellen das Ordensbewusstseins der Zisterzienserinnen und Zisterzienser sowie deren Solidarität untereinander. Dem gegenüber stehen Rechtsgeschäfte, die wiederum enge Verbindungen der Ybbser Nonnen zu ordensunabhängigen Institutionen belegen, besonders zu der Gemeinschaft der Augustiner Chorherren, die in der weiteren Forschung zu beobachten sind.