Abstract (deu)
Vor dem ‚animal turn‘ fanden literarische Tiere in der Peripherie der literarischen Analyse meist entweder kaum Beachtung oder wurden lediglich als Metaphern oder Allegorien gelesen. Neuer Trend in den Literary Animal Studies ist es, die Verknüpfung zwischen literarischen Tieren und den materiellen Leben dieser Tiere aufzudecken und zu thematisieren. Ziel dieser Masterarbeit ist es, an der Schnittstelle zwischen Literatur und Film, der Literaturverfilmung, die Figuration nichtmenschlicher Tiere am Beispiel von Hunden daraufhin zu untersuchen, was mit der Repräsentation und Funktion dieser nichtmenschlichen Figuren im Übergang von Literatur und Film geschieht. Ausgangspunkt dafür sind zwei Arbeitshypothesen: (1) dass jede Darstellung von Hunden in literarischen wie filmischen Werken ebenso aus dem sozio-kulturellen Entstehungskontext, also den zeitgenössischen Diskursen um und über Hunde hervorgeht wie aus unmittelbaren, persönlichen Kontaktzonen zwischen Mensch und Hund; (2) dass das Medium Film im Vergleich zum Medium Text, aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Filmtechniken, die in einer Produktion zusammenkommen, eine direktere Verbindung zwischen dem Materiellen und dem Semiotischen, dem Leben der an der Produktion beteiligten Hunde und dem Film als Kunstwerk und Beitrag im Diskurs über Hunde erlaubt, als es dem Medium Text möglich ist. Um diese Thesen zu überprüfen, werden fünf gänzlich unterschiedliche literarische Werke mit verschiedenen historischen Entstehungskontexten sowie deren Verfilmungen auf die Darstellung und Funktion derer hündischen Figuren untersucht. Das theoretische Fundament für diese Analyse bilden Michel Foucaults Diskursanalyse, Jacques Derridas Dekonstruktion, Bruno Latours Akteur-Netzwerk-Theorie und Donna Haraways Konzept der ‚companion species‘. Die Untersuchung der sozio-kulturellen Entstehungskontexte wie auch der persönlichen, zwischenartlichen Kontaktzonen, aus denen die Romane hervorgehen, konnte das Zusammenspiel des Materiellen und des Semiotischen in den Texten verdeutlichen. Jeder der untersuchten Romane spiegelt in der Darstellung derer hündischen Figuren einen Teil des zeitgenössischen Diskurses über Hunde und die individuellen, persönlichen Beziehungen der AutorInnen zu realen – oder im Einzelfall Theodor Fontanes, zu abstrakten – Hunden wieder. Die Darstellung hündischer Figuren in Verfilmungen speist sich, in Abhängigkeit der individuellen Herangehensweisen von Regisseuren und Drehbuchautoren, größtenteils aus jenen der literarischen Textvorlagen, aber auch die Entstehungskontexte der Filme, die technischen, zeitlichen und monetären Möglichkeiten sowie nicht zuletzt die hündischen Darsteller selbst stellen wichtige Faktoren dar. Die materiellen Lebenswelten der Hunde, die auf die Entstehung der Romane eingewirkt haben, haben indirekt weiterführenden Einfluss auf die Repräsentationen und Funktionen hündischer Figuren in den Verfilmungen. Wie weit dieser Einfluss wie auch der unmittelbare Einfluss der an der Produktion der Filme beteiligten Hunde selbst auf das Kunstwerk als Diskursbeitrag über Hunde reicht, hängt jedoch stark von der Interpretation und der Herangehensweise der jeweiligen RegisseurInnen ab.