Title (eng)
Transnational art and its role in the (re)construction of memory and identity in post-conflict societies
the case of the Bosnian female artists in Vienna
Parallel title (deu)
Transnationale Kunst und ihre Rolle in der (Re)Konstruktion von Gedächtnis und Identität in der Nachkriegsgesellschaft : Fallstudie der bosnischen Frauenkunst in Wien
Author
Jelena Jokic
Advisor
Petra Dannecker
Assessor
Petra Dannecker
Abstract (deu)
Ein Vierteljahrhundert seit dem offiziellen Kriegsende in Bosnien und Herzegowina (BiH) toben weiterhin soziale Konflikte um kollektive Identität und Erinnerung. Massenhafte Auswanderung der Intellektuellen und Kulturschaffenden hat zur Folge, dass die Gestaltung des Diskurses der männlich dominierten ethno-nationalistischen Politik und Religion überlassen wird. Vor diesem Hintergrund konzentriert sich diese qualitative Studie auf die Frauenkunst in einem der größten Zentren der bosnischen Diaspora - Wien. Sie baut an einer umfangreichen Literatur über die Rolle der Kunst in den Versöhnungsprozessen in Nachkriegsgesellschaften auf und bringt eine transnationale und geschlechtsspezifische Perspektive ein. Wie trägt die Frauenkunst außerhalb nationaler Grenzen dem (Wieder-)Aufbau von der umstrittenen bosnischen Erinnerung und Identität bei? Im Einklang mit der Literatur zur diasporischen Kulturproduktion zeigt die biografische Interviewanalyse, dass die BiH Künstlerinnen hybride Ausdrucksformen schaffen, mit Bezug auf die verschiedenen Orte, die ihre eigenen Identitäten geformt haben. Diese Hybridität ist besonders in der Musik hervorzuheben, wo neue Interpretationen des traditionellen bosnischen Liedes dazu dienen, die kulturelle Kluft zwischen der Heimat und der Aufnahmegesellschaft zu überbrücken. Bildende und konzeptuelle Künstlerinnen sind entschieden politischer: die feministische und postkoloniale Kritik des kollektiven Gedächtnisses und Traumas steht im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Obwohl diese Themen bosnische Frauenkunst von anderen diasporischen Ausdrucksformen unterscheiden, können wir nicht von einer kohärenten BiH Kunstszene in Wien sprechen. Die Zurückhaltung der Künstlerinnen, sich am Aufbau der BiH Diaspora-Kultur zu beteiligen, sowie ihre Ambivalenz im Bezug auf die Zugehörigkeit zu Österreich, ist auf komplexe identitätsbezogenen Spannungen in der Aufnahmegesellschaft zurückzuführen. Im Kontext der mehrfachen symbolischen Ausgrenzungen, sowohl zwischen der BiH-Minderheit und der österreichischen Mehrheit, als auch innerhalb der BiH Diaspora selbst, deuten die Künstlerinnen ihren Aufenthalt in Wien als etwas unbeabsichtigt und temporär, eher ein Produkt der Umstände als eine bewusste Entscheidung.
Abstract (eng)
A quarter of a century since the war officially ended in Bosnia and Herzegovina (BiH), social conflicts surrounding collective identity and memory continue to rage. As intellectuals and cultural producers emigrate en masse, discourse construction is relinquished to male-dominated domains of ethnonationalist politics and religion. Against this backdrop, this qualitative case study focuses on female cultural production taking place in one of the largest hubs of BiH emigration - Vienna. It builds upon extensive scholarship on the role of art in the healing and reconciliation processes of post-conflict societies and introduces a transnational and gendered perspective. How do the female artistic practices outside of national borders address and (re)construct Bosnia's contested memory and identity? Consistent with the literature on diasporic cultural production, biographical interview analysis illustrates how the BiH female artists reference various sites in which their transnational biographies unfold to create hybrid artistic expressions. This hybridity is particularly salient in music, where new interpretations of traditional Bosnian song serve to bridge the cultural gap between the homeland and host society. Visual and conceptual artists take a decidedly more activist stance: feminist and post-colonial critique of collective memory and trauma is central to their work. Although these themes distinguish BiH female art from other diasporic cultural expressions, we cannot speak of a coherent Bosnian art scene in Vienna. The artists' reluctance to engage in the construction of BiH diasporic culture, as well as their ambivalence in terms of belonging in Austria, is rooted in the identity-related tension in the host society. In light of the multiple symbolic boundaries at play - both between the Austrian majority and the BiH minority, and within the BiH diasporic community itself - the artists construe their residence in Vienna as somewhat unintentional and impermanent, a product of circumstance rather than a conscious choice.
Keywords (eng)
artidentitymemorywarconflicttransnationalfemalegendertraumacultureBosniaVienna
Keywords (deu)
IdentitätGedächtnisNachkriegsgesellschaftKriegKonfliktTransnationalFrauenkunstGenderKulturBosnienbosnischWien
Type (deu)
Extent (deu)
91 Seiten : Illustrationen
Number of pages
95
Study plan
Masterstudium Internationale Entwicklung
[UA]
[066]
[589]
Members (1)
Title (eng)
Transnational art and its role in the (re)construction of memory and identity in post-conflict societies
the case of the Bosnian female artists in Vienna
Parallel title (deu)
Transnationale Kunst und ihre Rolle in der (Re)Konstruktion von Gedächtnis und Identität in der Nachkriegsgesellschaft : Fallstudie der bosnischen Frauenkunst in Wien
Author
Jelena Jokic
Abstract (deu)
Ein Vierteljahrhundert seit dem offiziellen Kriegsende in Bosnien und Herzegowina (BiH) toben weiterhin soziale Konflikte um kollektive Identität und Erinnerung. Massenhafte Auswanderung der Intellektuellen und Kulturschaffenden hat zur Folge, dass die Gestaltung des Diskurses der männlich dominierten ethno-nationalistischen Politik und Religion überlassen wird. Vor diesem Hintergrund konzentriert sich diese qualitative Studie auf die Frauenkunst in einem der größten Zentren der bosnischen Diaspora - Wien. Sie baut an einer umfangreichen Literatur über die Rolle der Kunst in den Versöhnungsprozessen in Nachkriegsgesellschaften auf und bringt eine transnationale und geschlechtsspezifische Perspektive ein. Wie trägt die Frauenkunst außerhalb nationaler Grenzen dem (Wieder-)Aufbau von der umstrittenen bosnischen Erinnerung und Identität bei? Im Einklang mit der Literatur zur diasporischen Kulturproduktion zeigt die biografische Interviewanalyse, dass die BiH Künstlerinnen hybride Ausdrucksformen schaffen, mit Bezug auf die verschiedenen Orte, die ihre eigenen Identitäten geformt haben. Diese Hybridität ist besonders in der Musik hervorzuheben, wo neue Interpretationen des traditionellen bosnischen Liedes dazu dienen, die kulturelle Kluft zwischen der Heimat und der Aufnahmegesellschaft zu überbrücken. Bildende und konzeptuelle Künstlerinnen sind entschieden politischer: die feministische und postkoloniale Kritik des kollektiven Gedächtnisses und Traumas steht im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Obwohl diese Themen bosnische Frauenkunst von anderen diasporischen Ausdrucksformen unterscheiden, können wir nicht von einer kohärenten BiH Kunstszene in Wien sprechen. Die Zurückhaltung der Künstlerinnen, sich am Aufbau der BiH Diaspora-Kultur zu beteiligen, sowie ihre Ambivalenz im Bezug auf die Zugehörigkeit zu Österreich, ist auf komplexe identitätsbezogenen Spannungen in der Aufnahmegesellschaft zurückzuführen. Im Kontext der mehrfachen symbolischen Ausgrenzungen, sowohl zwischen der BiH-Minderheit und der österreichischen Mehrheit, als auch innerhalb der BiH Diaspora selbst, deuten die Künstlerinnen ihren Aufenthalt in Wien als etwas unbeabsichtigt und temporär, eher ein Produkt der Umstände als eine bewusste Entscheidung.
Abstract (eng)
A quarter of a century since the war officially ended in Bosnia and Herzegovina (BiH), social conflicts surrounding collective identity and memory continue to rage. As intellectuals and cultural producers emigrate en masse, discourse construction is relinquished to male-dominated domains of ethnonationalist politics and religion. Against this backdrop, this qualitative case study focuses on female cultural production taking place in one of the largest hubs of BiH emigration - Vienna. It builds upon extensive scholarship on the role of art in the healing and reconciliation processes of post-conflict societies and introduces a transnational and gendered perspective. How do the female artistic practices outside of national borders address and (re)construct Bosnia's contested memory and identity? Consistent with the literature on diasporic cultural production, biographical interview analysis illustrates how the BiH female artists reference various sites in which their transnational biographies unfold to create hybrid artistic expressions. This hybridity is particularly salient in music, where new interpretations of traditional Bosnian song serve to bridge the cultural gap between the homeland and host society. Visual and conceptual artists take a decidedly more activist stance: feminist and post-colonial critique of collective memory and trauma is central to their work. Although these themes distinguish BiH female art from other diasporic cultural expressions, we cannot speak of a coherent Bosnian art scene in Vienna. The artists' reluctance to engage in the construction of BiH diasporic culture, as well as their ambivalence in terms of belonging in Austria, is rooted in the identity-related tension in the host society. In light of the multiple symbolic boundaries at play - both between the Austrian majority and the BiH minority, and within the BiH diasporic community itself - the artists construe their residence in Vienna as somewhat unintentional and impermanent, a product of circumstance rather than a conscious choice.
Keywords (eng)
artidentitymemorywarconflicttransnationalfemalegendertraumacultureBosniaVienna
Keywords (deu)
IdentitätGedächtnisNachkriegsgesellschaftKriegKonfliktTransnationalFrauenkunstGenderKulturBosnienbosnischWien
Type (deu)
Number of pages
95