Abstract (deu)
In vielen vor kurzem erschienenen Studien über das Mikrobiom wurde Drosophila als
Modellorganismus ausgewählt, da das Mikrobiom der Fruchtfliege im Vergleich zum Menschen
weniger komplex ist. Über den Einfluss der Mikroorganismen auf das Verhalten und die
Wachstumsrate ihres Wirts, aber auch über den Einfluss des Wirts auf die mikrobielle
Zusammensetzung ist bereits viel bekannt. Das Ziel dieser Studie ist es, Unterschiede in der
Komposition zwischen zwei evolvierten Populationen, die unter spezifischen
Umweltbedingungen gehalten wurden, zu identifizieren und an Hand der Wachstumsraten
verschiedener Bakterienspezies die funktionelle Diversität zwischen den Stämmen mit
unterschiedlichen evolutionären Hintergründen zu zeigen.
Zwei Drosophila-Populationen aus Florida, die entweder bei 10-20 °C für 87 Generationen
oder bei 18-28 °C für 175 Generationen gehalten wurden, wurden mit Hilfe der folgenden
Methoden untersucht: Zuerst wurde das Mikrobiom auf Agarplatten kultiviert und Kolonien
mit differenzierbaren Phänotypen identifiziert und für spätere Analysen eingelagert. Danach
wurde das gesamte Mikrobiom der heiß- und kalt-evolvierten Populationen sequenziert und
analysiert.
Die heiß-evolvierte Population weist zwar eine höhere Anzahl an unterschiedlichen Bakterien
auf, die effektive Anzahl an Ordnungen der zwei Populationen ist jedoch sehr ähnlich. Die
Abundanz der drei häufigsten Taxa ist ebenfalls vergleichbar. Obwohl sich die zwei
Populationen auch in Bezug auf die Ordnungen, aus denen ihr Mikrobiom besteht, sehr ähneln,
konnte bei Wachstumsversuchen gezeigt werden, dass sich die Bakterienstämme der drei
häufigsten Spezies unterschiedlich verhalten.
Zwei Spezies, die aus dem Mikrobiom der heiß-evolvierten Fliegen stammen, wuchsen
signifikant schneller als ihre Äquivalenten aus den kalt-evolvierten Fliegen, wohingegen die
letzte Spezies ein umgekehrtes Wachstumsverhalten aufwies. Diese Wachstumsmuster
könnten entweder durch die Anpassung der Bakterien auf die Umgebung des Wirts entstanden
sein oder weisen auf die Diversität von Stämmen, die der gleichen Bakterienspezies
zugeordnet werden, hin. Da die relative Abundanz zwischen den zwei Haltungsbedingungen
vergleichbar war, könnte dieses Wachstumsmuster auf Unterschiede beim erstmaligen Aufbau
des Mikrobioms hinweisen. Bei zukünftigen Studien über das Mikrobiom und im Speziellen
über dessen Aufbau sollte beachtet werden, dass Stämme, die der selben Spezies angehören,
in verschiedenen Wirtspopulationen nicht die gleiche Wachstumsrate haben, und sich
wahrscheinlich in einigen physiologischen Prozessen unterscheiden.