Abstract (deu)
Hintergrund: Das kleinzellige Lungenkarzinom (SCLC), das von neuroendokrinen Zellen in der Lunge ausgeht und in etwa 10-15% aller Fälle von Lungenkrebs ausmacht, ist charakterisiert durch schnelles Zellwachstum, frühe Bildung von lokalen Metastasen sowie Fernmetastasen und zunächst gutes Ansprechen auf Chemo- oder Radiotherapie. Activine, Mitglieder der TGF-β Familie von Wachstumsfaktoren, spielen eine wichtige Rolle für Zellwachstum, Zelltod, Wundheilung und im Verlauf von Entzündungen. Insbesondere Activin A, einem aus zwei βA-Ketten bestehenden Zytokin, wurde eine wichtige Rolle für die Entstehung und Progression verschiedener Tumorerkrankungen zugeschrieben. Über den Einfluss von Activin A auf die Aggressivität des kleinzelligen Lungenkarzinoms lagen bisher jedoch keine Daten vor. In Plasmaproben von Patienten mit SCLC konnte unsere Gruppe mittels ELISA Messungen erhöhte Activin A Konzentrationen feststellen. Speziell jene Patienten, die bereits Metastasen entwickelt hatten, wiesen erhöhte Werte von Activin A auf. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Klärung, ob Activin A, wie in anderen Tumorarten, einen Einfluss auf die malignen Eigenschaften von Zellen des kleinzelligen Lungenkarzinoms hat.
Materialien und Methoden: Mittels retroviraler Transduktion wurde von der Zelllinie GLC4 eine stabile Tochterzelllinie mit ektopischer Überexpression von Activin A generiert. Des Weiteren wurde die Zelllinie CRL-2066 für Behandlungen mit rekombinantem Activin A genutzt. Die Expression von Activin A, Activin A Rezeptoren und dem Activin A Antagonisten Follistatin wurde mittels qRT-PCR untersucht. Zellwachstum, Viabilität und Zellzyklus wurden durch Klonogenizitäts-, Wachstums und MTT-Tests sowie mittels Durchflusszytometrie ermittelt. Zusätzlich wurden weitere Tests, welche zur Metastasierung beitragen, durchgeführt. Zellmigration wurde durch Transwell Assays ermittelt. Um die Ausbreitung von Tumorzellen in Blut- bzw. Lymphgefäßen zu untersuchen, wurde ein in-vitro Ko-Kultur-Testsystem, das aus einem Zellrasen von Endothelzellen und Tumorzellspheroiden besteht, verwendet. Phosphorylierung von Smad2 wurde anhand von Immunoblots mit phosphospezifischen Antikörpern analysiert.
Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass Activin A keinen signifikanten Einfluss auf das Zellwachstum, die Viabilität, das Migrationsverhalten oder den Zellzyklus der untersuchten Zelllinien des kleinzelligen Lungenkarzinoms hat. Activin A führte einerseits zu vermindeter Invasivität und transendothelialer Migration, andererseits zu erhöhtem Wachstum im Soft-Agar. Phospho-Smad2 konnte nur nach ektopischer Überexpression von Activin A, aber nicht in Zellen mit endogener Activin Expression nachgewiesen werden.
Schlussfolgerung: Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass Activin A keinen Einfluss auf das Wachstum von kleinzelligen Lungenkarzinomzellen hat, jedoch Zelleigenschaften beeinflusst, die an der Bildung von Metastasen beteiligt sein könnten. Die Quelle der erhöhten Activin A Plasmawerte von Patienten mit kleinzelligem Lungenkarzinom bedarf noch weiterer Untersuchungen.