Abstract (deu)
Dieser Arbeit liegt die These zugrunde, dass in Österreich auf das Verwenden von Titeln bei der höflichen Anrede, sowohl in schriftlicher als auch in mündlicher Form, großer Wert gelegt wird und eine Titelpluralität vorhanden ist, die im gesamtdeutschen Sprachraum einzigartig ist. Das Ziel dieser Arbeit ist es zu ermitteln, worauf dieses Phänomen zurückgeführt werden kann.
Zunächst wird in einer diachronen Betrachtung der Ausgangspunkt für die Titelschaffung, Titelverleihung und Titelführung in Österreich eruiert, danach wird die politische und gesellschaftliche Situation in Österreich um das Jahr 1900 dargestellt. Auf synchroner Ebene wird in einem Ländervergleich zwischen Österreich, Deutschland und der Schweiz die gegenwärtige Praxis der Titelschaffung, Titelverleihung und Titelführung, unter Einbeziehung akademischer Grade/ akademischer Titel, beleuchtet. Mittels einer empirischen Untersuchung wird dargestellt, wie viele österreichische Berufstitel in den Jahren 2011 bis 2020 verliehen worden sind.
Es wird gezeigt, dass der Schaffung, Verleihung und Führung von Titeln in Österreich eine große Bedeutung beigemessen wird, was auf die österreichische Staatsgeschichte zurückgeführt werden kann. Der Ländervergleich zwischen Österreich, Deutschland und der Schweiz bestätigt die These, dass die österreichische Titelaffinität und Titelpluralität im deutschen Sprachraum singulär ist. Es kann jedoch erkannt werden, dass die Verleihungen der österreichischen Berufstitel rückläufig sind, was mit der gegenwärtigen gesellschaftlichen Werteveränderung in Zusammenhang gebracht werden kann.