Abstract (deu)
Hintergrund: Die Umgebungstemperatur beeinflusst verschiedene metabolische und physiologische Prozesse ektothermer Tiere, einschließlich des auditorischen Systems. Die aktuelle Studie untersucht den Effekt der Temperatur und der Akklimatisationszeit auf die Hörempfindlichkeit einer eurythermen und einer stenothermen Fischart, welche akzessorische Hörstrukturen besitzen.
Methode/ Hauptergebnisse: Mit Hilfe der Messung auditorisch evozierter Potentiale (AEP) wurden die Hörschwellen bei Frequenzen von 0,1 bis 4 kHz, als auch Spitzen-Latenzen sowie Spitzen-Spitzen-Amplituden von AEP-Oszillogrammen als Reaktion auf einen Klickreiz beim Goldfisch Carassius auratus (eurytherm) und dem tropischen Dornwels Megalodoras uranoscopus (stenotherm) bestimmt. Beide Arten wurden bei unterschiedlichen Temperaturen (C. auratus: 15 °C und 25 °C, M. uranoscopus: 22 °C und 30 °C) und Akklimatisationsstadien (innerhalb von 22 Stunden („unakklimatisiert“) sowie drei bis vier Wochen nach Erreichen der Zieltemperatur („akklimatisiert“)) getestet. Eine frequenzabhängige Zunahme der Hörempfindlichkeit und eine Abnahme der Spitzen-Latenzen wurden bei beiden Arten bei höheren Temperaturen, unabhängig von der Akklimatisationszeit, festgestellt. Die Veränderung der Hörempfindlichkeit pro Grad Celsius war beim stenothermen Wels ausgeprägter. Die Spitzen-Spitzen-Amplituden zeigten bei beiden Arten unterschiedliche Tendenzen und keinen klaren Bezug im Hinblick auf Temperaturänderungen oder die Dauer der Akklimatisation.
Schlussfolgerungen/ Bedeutung: Die Daten zeigen, dass höhere Temperaturen das Hörvermögen verbessern (niedrigere Hörschwellen und kürzere Latenzen), während die Akklimatisationszeit keinen Einfluss auf die Hörempfindlichkeit beider Arten hat. Dies widerspricht den Ergebnissen beim eurythermen Getüpfelten Gabelwels Ictalurus punctatus, bei dem die Akklimatisation das Hörvermögen nach einer Temperaturerhöhung verbesserte. Ein Vergleich der Veränderungen der Hörempfindlichkeit pro Grad Celsius aller sieben bisher getesteten Arten ergab keine Unterschiede zwischen eurythermen und stenothermen Arten.