Abstract (deu)
In der Translationswissenschaft sind Übersetzungs- und Dolmetschprozesse und deren Endprodukte für sich intensiv erforscht worden. Forschung zum Vergleich von beiden Modalitäten ist bisher jedoch weniger bekannt.
Diese Arbeit stellt eine Fallstudie dar, in der die Unterschiede zwischen dem von einem Übersetzungsteam bzw. von einem Dolmetscher der Vereinten Nationen simultan gedolmetschten Zieltext ein und derselben Rede untersucht werden. Die Forschungsfrage konzentriert sich darauf, zu skizzieren, wie sehr sich die beiden Versionen des Zieltextes von der Originalrede unterscheiden.
Es wurden sowohl theoretische Unterschiede zwischen Übersetzen und Simultandolmetschen als auch methodische Herausforderungen, die sich aus einem solchen Vergleich ergeben, berücksichtigt. Dazu wurden drei Parameter für die Bewertung ausgewählt: (1) Abweichungen in Form von Auslassungen, Hinzufügungen und Substitutionen/Fehlern, die entweder sinnstörend oder nicht sinnstörend sind, (2) Verschiebungen in der Kohäsion und (3) die Behandlung von verwandten Wörtern (cognates) in der Übersetzung und beim Simultandolmetschen.
Im Vergleich zur Übersetzung zeigt die Verdolmetschung der gewählten Rede einen höheren Anteil an Auslassungen und einen geringeren Anteil an Substitutionen/Fehlern. Verschiebungen von Kohäsion und Kohärenz treten häufiger in der gedolmetschten Version auf, was oft mit Sprach- und Modalitätseinschränkungen zusammenhängt. Schließlich werden in beiden Modalitäten cognate forms häufiger verwendet als noncognate forms, wobei die simultan gedolmetschte Version einen höheren Anteil an cognate forms und Auslassungen von cognates aufweist als die übersetzte Version.