Abstract (deu)
Studien, die Erfahrungen von Diskriminierung an der Universität erforschen, stützen sich oft auf quantitative Daten, und spiegeln wider, dass die Möglichkeit, Diskriminierung als solche zu erkennen und zu benennen davon abhängig ist, wie sehr eine Person selbst davon betroffen ist. Dies ermöglicht die Verschleierung viele diskriminierender Praktiken, die durch die Vorstellung einer „post-racial society“ präventiv als inexistent klassifiziert werden. Diese Arbeit präsentiert ein Korrektiv der Ansicht, dass race im europäischen Kontext keine nützliche analytische Kategorie darstellt. Ausgehend von Überlegungen der Critical Phenomenology und intersektionalen Theorien stelle ich erstens die Frage, mit welchen Herausforderungen Menschen konfrontiert sind, die auf der Universität die Erfahrung von Diskriminierung machen. Zweitens lote ich aus, wie sich die Erfahrung von Diskriminierung an der Universität von jener andernorts unterscheidet, und drittens danach, was die von weniger Diskriminierung Betroffenen tun können, damit sich die Erfahrung der Diskriminierten verbessert. Im Zentrum meiner Analyse stehen Interviews mit vier Studierenden of Color von Wiener Universitäten, die mit mir ihre Erfahrungen geteilt haben. Ihre Beobachtungen, im Sinne der Standpoint Theory Expert*innenwissen, ergänze ich durch Interpretationen aus der Perspektive der Sozialepistemologie, der Race Critical Theory, der Geschichte, der Psychoanalyse und der Medizin. Ich lege dar, dass rassistische Diskriminierung, die von den Interviewpartner*innen phänomenal als Stress, Unwohlsein, Erschöpfung, Wut und Traurigkeit empfunden wird, in gesellschaftlichen Machtverhältnissen begründet liegt, die über Mechanismen wie othering, white ignorance, hermeneutical und testimonial injustice operieren. Innerhalb der Universität sind Diskriminierungserfahrungen besonders ernüchternd, weil sich die Institution nach außen als offene Sphären der Intellektualität und Neutralität positioniert. Dies steht in starkem Kontrast zu den tatsächlichen Erfahrungen der Interviewpartner*innen.