Abstract (deu)
Die vorliegende Dissertation befasst sich mit dem Münchner Byzantinisten Karl Krumbacher (1856–1909) und seinen Kontakten in die österreichische Hauptstadt im Zeitraum von ca. 1890 bis 1909. Als Hauptquelle dient der an der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrte umfangreiche Briefnachlass Krumbachers, der u.a. über 500 Briefe von etwa 60 Wiener Korrespondenzpartnern enthält.
Anhand des überlieferten Schriftverkehrs wird zunächst untersucht, mit welchen Personen in Wien Krumbacher einen brieflichen Austausch gepflegt hat und welchen wissenschaftlichen Disziplinen diese angehört haben. Dabei wird der Frage nachgegangen, ob es ein Netzwerk an Wiener Gelehrten gegeben hat, die sich mit Themen der Byzantinistik, die an der dortigen Universität zu diesem Zeitpunkt noch nicht institutionell etabliert war, in wissenschaftlicher Form beschäftigt haben. Eine eigens dafür angelegte Datenbank, die alle aus den Briefen gewonnenen relationellen Daten enthält, ermöglicht es, mithilfe der Methode der Historischen Netzwerkanalyse dieses Netzwerk zu charakterisieren und visuell darzustellen.
Im Hauptteil der Arbeit erfolgt die Detailanalyse der einzelnen Korrespondenzen, wobei die Gliederung anhand der wissenschaftlichen Disziplinen erfolgt. Das Ziel ist es, die Beziehung jedes einzelnen Korrespondenzpartners zu Krumbacher zu beschreiben, und dabei einerseits der Frage nachzugehen, mit welcher Intention die jeweilige Kontaktaufnahme erfolgte und ob und in welchen Bereichen es zu einer längerfristigen Zusammenarbeit gekommen ist (etwa im Rahmen der Byzantinischen Zeitschrift). Andererseits soll beantwortet werden, welche Bedeutung die Donaumetropole als Wissenschaftsstandort für Krumbacher im Speziellen und für die Byzantinistik im Allgemeinen gehabt hat.
Ziel dieser Arbeit ist es, einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung der Person Karl Krumbacher, der Geschichte des Faches Byzantinistik während seiner Etablierungsphase und der Stellung der Byzanzforschung in Wien um die vorletzte Jahrhundertwende zu leisten.