Abstract (deu)
Theoretischer Hintergrund. Das polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) ist eine weit verbreitete endokrine Erkrankung von Frauen* im reproduktionsfähigen Alter, die mit schwerwiegenden Begleit- und Folgeerscheinungen assoziiert ist. Die Pathogenese wird dabei entscheidend von einer oftmals in Kombination auftretenden Resistenz gegenüber Insulin beeinflusst. Ziel dieser Untersuchung war es daher, den Einfluss von Insulinresistenz (IR) auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität (Health Related Quality of Life, kurz: HrQoL) von Frauen* mit PCOS und ausgewählte ergänzende psychische Konstrukte zu untersuchen. Da die Heterogenität dieses Krankheitsbildes eine umfassende und präzise klinische Diagnostik voraussetzt, wurden anknüpfend zwei der am häufigsten verwendeten Fragebogeninstrumente zur Erfassung der HrQoL (SF-36 und MPCOSQ) auf ihre diagnostische Güte hin überprüft. Methodik. Für die Querschnittstudie wurden 145 Studienteilnehmerinnen* mit PCOS und weitere 57 mit PCOS+IR rekrutiert. Die Fragebogenbatterie bestand aus den nachfolgend gelisteten Instrumenten: Dem Fragebogen zum Gesundheitszustand Short Form Health 36 (SF-36), dem Modified Polycystic Ovary Syndrome Health-related Quality of Life Questionnaire (MPCOSQ), der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS-D) und dem Coping-Inventar zum Umgang mit Stress-Situationen (CISS). Zur Eruierung der Prädiktoren der HrQoL wurden multiple lineare Regressionsmodelle verwendet. Die diagnostische Güte von SF-36 und MPCOSQ wurde mithilfe von Analysen der Boden- und Deckeneffekte, Receiver Operating Characteristic Curves (ROC) und der relativen Validität untersucht. Ergebnisse. Frauen* mit PCOS+IR wiesen gegenüber jenen mit PCOS für die Teilbereiche Allgemeine Gesundheitswahrnehmung und Psychisches Wohlbefinden (SF-36) sowie Emotionen und Gewicht (MPCOSQ) eine signifikant niedrigere HrQoL auf. Die Depressivität der PCOS+IR-Gruppe war ebenfalls erhöht. Es fanden sich allerdings keine Gruppenunterschiede in Bezug auf die Ausprägung der Ängstlichkeit sowie der primären Coping-Strategien. Die HrQoL ließ sich anhand der Variablen BMI, Hirsutismus, Depressivität und emotionsorientiertes Coping vorhersagen. Im Zuge der Analyse der diagnostischen Güte von SF-36 und MPCOSQ konnte keines der beiden Verfahren bestimmt werden, das eine erkennbar bessere Eignung aufweist. Diskussion. Die vorliegenden Ergebnisse legen nahe, dass die Diagnose PCOS+IR aufgrund ihrer negativen Auswirkungen auf die mentale Gesundheit einer expliziten Berücksichtigung bei der klinischen Diagnostik sowie der Planung von frühzeitigen Interventionen bedarf.