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Title (deu)
Dystopien jenseits der "Extreme"
"Die Stadt der Blinden" von José Saramago, "Never Let Me Go" von Kazuo Ishiguro, "In the Country of Last Things" von Paul Auster und "The Road" von Cormac McCarthy
Parallel title (eng)
Dystopias beyond the "extremes"
Author
Marie-Theres Stampf
Adviser
Achim Hermann Hölter
Assessor
Achim Hermann Hölter
Abstract (deu)
Utopien (hier verstanden als Überbegriff der Eutopie, Dystopie und Anti-Utopie) dienen seit jeher der fiktionalen Abbildung einer alternativen Wirklichkeit, die einen sozialkritischen Bezug zur Entstehungsgegenwart aufweist. Die Entwicklungsgeschichte reicht von mystischen Paradiesvorstellungen über Thomas Morusʼ neuzeitliches, namensgebendes Werk bis hin zu rezenter Jugendliteratur. Während im öffentlichen Konsens der Begriff der Utopie beziehungsweise ihrer negativen Ausprägung, der Dystopie, wie ein selbsterklärendes Label angewandt wird, erweist sich die literaturtheoretische Behandlung als komplex. Zum einen beruht die Abgrenzungsproblematik dieses Feldes auf Genreverbindungen mit etwa der Science Fiction oder der Fantasy, zum anderen ist zwischen literarischer, politischer und rein ideeller Dimension des Utopischen zu unterscheiden. Im Zuge der Aufarbeitung der Gattungsgeschichte und -definition in dieser Arbeit werden typologische Merkmale und Unterarten der Dystopie festgelegt, die als Basis für die weitere Analyse der untersuchten Romane sowohl des 20. als auch des 21. Jahrhunderts dienen. Die Abhängigkeit der Utopie vom jeweiligen soziohistorischen Kontext, die in dieser Arbeit im Sinne des New Historicism vorausgesetzt wird, zeigt sich in der Konjunktur einer entweder eutopischen oder dystopischen Vorherrschaft in der Literatur. Auch ähnliche Motive und Thematiken spiegeln den Einfluss des jeweiligen Zeitgeists. Für die drei großen, kanonisierten Klassiker des 20. Jahrhunderts erweist sich der von Hobsbawm als „Zeitalter der Extreme“ bezeichnete Zeitraum von 1914 bis 1991 als bedeutsam: Wir von Yevgeny Zamyatin, Nineteen Eighty-Four von George Orwell sowie Brave New World von Aldous Huxley. Anhand dieser dystopischen Romane werden genretypische Merkmale ausgearbeitet, wie der Verweis auf die Konfrontation der konkurrierenden Weltbilder dieser Zeit (Kapitalismus und Kommunismus) oder das Spannungsverhältnis zwischen Individuum und Kollektiv. Ein Großteil der Dystopien/Anti-Utopien dieser Epoche griff außerdem die Grundthemen der drei Romane wie Überwachung, Totalitarismus, Klassengesellschaft oder den Dualismus Freiheit/Sicherheit auf. Obwohl sich auch nach dem Ende des „Zeitalters der Extreme“ und der damit einhergehenden Hegemonialstellung des Kapitalismus und der Demokratie dystopische Literatur noch mit dieser Thematik befasst, zeichnet sich vor allem ab den 90er Jahren eine Neuorientierung ab. Der Entfall der großen Systemkonfrontation des 20. Jahrhunderts, bei deren utopischer Aufarbeitung der soziopolitische Hintergrund im Vordergrund stand, hinterlässt ein Vakuum, das einen neuen Zugang zum Genre verlangt. Anhand der dystopischen Romane von José Saramago (Die Stadt der Blinden, 1995), Kazuo Ishiguro (Never Let Me Go, 2005), Cormac McCarthy (The Road, 2006) und Paul Auster (In the Country of Last Things, 1987) wird untersucht, welchen Themen und Motiven sich diese rezenten Dystopien fernab der Extreme des 20. Jahrhunderts widmen. Der Bezug der Szenarien zum faktischen, soziohistorischen Kontext der Autoren wird aufgearbeitet, wobei diskursiv vorherrschende, als Bedrohung empfundene Thematiken sichtbar gemacht und analysiert werden. Das 1991 proklamierte „Ende der Geschichte“ und die daraufhin empfundene Alternativlosigkeit bezüglich des Gesellschaftssystems spiegeln sich im Fehlen konkreter soziopolitischer Entwürfe. Gleichzeitig wird der Bezug zum Entstehungskontext häufig nicht mehr inhaltlich, sondern metaphorisch sichtbar. Es zeigt sich zudem die Herausforderung eines generischen Erwartungshorizonts im diachronen Vergleich mit den bekannten Klassikern, die sich gleichermaßen durch narrative wie inhaltliche Besonderheiten ergibt.
Keywords (deu)
DystopieUtopieAnti-UtopieDefinitionGeschichtehistorischer KontextZeitalter der ExtremeEric HobsbawmSowjetunionGeorge OrwellAldous HuxleyYevgeny ZamyatinPaul AusterCormac McCarthyKazuo IshiguroJosé SaramagoApokalypsepost-catastropheKapitalismusKommunismuskritischSozialkritikmetaphorischMark FisherAlternativlosigkeitEnde de
Keywords (eng)
dystopiautopiaanti-utopiadefinitionhistoryhistorical contextAge of ExtremesEric HobsbawmSoviet UnionGeorge OrwellAldous HuxleyYevgeny ZamyatinPaul AusterCormac McCarthyKazuo IshiguroJosé Saramagoapocalypsepost-catastrophecapitalismcommunismcriticalsocial criticismmetaphoricalMark FisheralternativeEnd of History
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1590429
rdau:P60550 (deu)
143 Seiten
Number of pages
143
Members (1)
Title (deu)
Dystopien jenseits der "Extreme"
"Die Stadt der Blinden" von José Saramago, "Never Let Me Go" von Kazuo Ishiguro, "In the Country of Last Things" von Paul Auster und "The Road" von Cormac McCarthy
Parallel title (eng)
Dystopias beyond the "extremes"
Author
Marie-Theres Stampf
Abstract (deu)
Utopien (hier verstanden als Überbegriff der Eutopie, Dystopie und Anti-Utopie) dienen seit jeher der fiktionalen Abbildung einer alternativen Wirklichkeit, die einen sozialkritischen Bezug zur Entstehungsgegenwart aufweist. Die Entwicklungsgeschichte reicht von mystischen Paradiesvorstellungen über Thomas Morusʼ neuzeitliches, namensgebendes Werk bis hin zu rezenter Jugendliteratur. Während im öffentlichen Konsens der Begriff der Utopie beziehungsweise ihrer negativen Ausprägung, der Dystopie, wie ein selbsterklärendes Label angewandt wird, erweist sich die literaturtheoretische Behandlung als komplex. Zum einen beruht die Abgrenzungsproblematik dieses Feldes auf Genreverbindungen mit etwa der Science Fiction oder der Fantasy, zum anderen ist zwischen literarischer, politischer und rein ideeller Dimension des Utopischen zu unterscheiden. Im Zuge der Aufarbeitung der Gattungsgeschichte und -definition in dieser Arbeit werden typologische Merkmale und Unterarten der Dystopie festgelegt, die als Basis für die weitere Analyse der untersuchten Romane sowohl des 20. als auch des 21. Jahrhunderts dienen. Die Abhängigkeit der Utopie vom jeweiligen soziohistorischen Kontext, die in dieser Arbeit im Sinne des New Historicism vorausgesetzt wird, zeigt sich in der Konjunktur einer entweder eutopischen oder dystopischen Vorherrschaft in der Literatur. Auch ähnliche Motive und Thematiken spiegeln den Einfluss des jeweiligen Zeitgeists. Für die drei großen, kanonisierten Klassiker des 20. Jahrhunderts erweist sich der von Hobsbawm als „Zeitalter der Extreme“ bezeichnete Zeitraum von 1914 bis 1991 als bedeutsam: Wir von Yevgeny Zamyatin, Nineteen Eighty-Four von George Orwell sowie Brave New World von Aldous Huxley. Anhand dieser dystopischen Romane werden genretypische Merkmale ausgearbeitet, wie der Verweis auf die Konfrontation der konkurrierenden Weltbilder dieser Zeit (Kapitalismus und Kommunismus) oder das Spannungsverhältnis zwischen Individuum und Kollektiv. Ein Großteil der Dystopien/Anti-Utopien dieser Epoche griff außerdem die Grundthemen der drei Romane wie Überwachung, Totalitarismus, Klassengesellschaft oder den Dualismus Freiheit/Sicherheit auf. Obwohl sich auch nach dem Ende des „Zeitalters der Extreme“ und der damit einhergehenden Hegemonialstellung des Kapitalismus und der Demokratie dystopische Literatur noch mit dieser Thematik befasst, zeichnet sich vor allem ab den 90er Jahren eine Neuorientierung ab. Der Entfall der großen Systemkonfrontation des 20. Jahrhunderts, bei deren utopischer Aufarbeitung der soziopolitische Hintergrund im Vordergrund stand, hinterlässt ein Vakuum, das einen neuen Zugang zum Genre verlangt. Anhand der dystopischen Romane von José Saramago (Die Stadt der Blinden, 1995), Kazuo Ishiguro (Never Let Me Go, 2005), Cormac McCarthy (The Road, 2006) und Paul Auster (In the Country of Last Things, 1987) wird untersucht, welchen Themen und Motiven sich diese rezenten Dystopien fernab der Extreme des 20. Jahrhunderts widmen. Der Bezug der Szenarien zum faktischen, soziohistorischen Kontext der Autoren wird aufgearbeitet, wobei diskursiv vorherrschende, als Bedrohung empfundene Thematiken sichtbar gemacht und analysiert werden. Das 1991 proklamierte „Ende der Geschichte“ und die daraufhin empfundene Alternativlosigkeit bezüglich des Gesellschaftssystems spiegeln sich im Fehlen konkreter soziopolitischer Entwürfe. Gleichzeitig wird der Bezug zum Entstehungskontext häufig nicht mehr inhaltlich, sondern metaphorisch sichtbar. Es zeigt sich zudem die Herausforderung eines generischen Erwartungshorizonts im diachronen Vergleich mit den bekannten Klassikern, die sich gleichermaßen durch narrative wie inhaltliche Besonderheiten ergibt.
Keywords (deu)
DystopieUtopieAnti-UtopieDefinitionGeschichtehistorischer KontextZeitalter der ExtremeEric HobsbawmSowjetunionGeorge OrwellAldous HuxleyYevgeny ZamyatinPaul AusterCormac McCarthyKazuo IshiguroJosé SaramagoApokalypsepost-catastropheKapitalismusKommunismuskritischSozialkritikmetaphorischMark FisherAlternativlosigkeitEnde de
Keywords (eng)
dystopiautopiaanti-utopiadefinitionhistoryhistorical contextAge of ExtremesEric HobsbawmSoviet UnionGeorge OrwellAldous HuxleyYevgeny ZamyatinPaul AusterCormac McCarthyKazuo IshiguroJosé Saramagoapocalypsepost-catastrophecapitalismcommunismcriticalsocial criticismmetaphoricalMark FisheralternativeEnd of History
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1597259
Number of pages
143