Abstract (eng)
Die Einführung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie II (RED II) der Europäischen Union, die darauf abzielt, die Verwendung von Palmöl als Rohstoff für Biokraftstoffe bis 2030 auslaufen zu lassen, hat zu einer angespannten Beziehung zwischen Indonesien und der EU geführt. Indonesien hat ein Verfahren vor der Welthandelsorganisation (WTO) eingeleitet und die EU wegen ihrer diskriminierenden Maßnahmen verklagt. Ziel dieser Arbeit ist es, die potenziellen Auswirkungen der RED II auf die Handelsbeziehungen zwischen Indonesien und der EU zu analysieren und zu ergründen, ob dies zu einer Eskalation des Konflikts in einen „grünen Handelskrieg“ führen könnte. Die Analyse stützt sich auf die Perspektive globaler Produktionsnetzwerke und den strategischen relationalen Ansatz, um die Machtdynamik zu untersuchen, die durch die Interaktionen zwischen den Akteuren im Palmölsektor entsteht. Methodisch basiert die Arbeit auf qualitativen Daten, die durch Online-Interviews und Feldforschung in Jakarta (Indonesien) gesammelt wurden. Hierfür wurden 24 halbstrukturierte Interviews mit Regierungsvertretern, Akademikern, Palmöl-Unternehmensverbänden, NGOs und Kleinbauernverbänden geführt. Die Analyse zeigt, dass das indonesische Palmölproduktionsnetzwerk Formen der Koordination umfasst, die in hohem Maße durch politische Veränderungen in der EU beeinflusst werden. Das WTO-Verfahren zum Thema Palmöl hat signifikante Auswirkungen auf die Macht Indonesiens in den Freihandelsverhandlungen mit der EU. Das unausgewogene Verhältnis zwischen Indonesien und der EU in Bezug auf die Handelsbeziehungen und die Macht zur Beeinflussung von Nachhaltigkeitsnarrativen führt zu einer starken Veränderung der nationalen Politik Indonesiens. Angesichts dieser nicht gegenseitigen Abhängigkeit zwischen Indonesien und der EU scheint die Aussicht auf Vergeltungsmaßnahmen von indonesischer Seite gering.