Abstract (deu)
Architektur ist eine bedeutende Trägerin gesellschaftsstiftender und politischer Narrative. Politische Institutionen sind auf allgemein als legitim betrachtete Symbole und deren kontinuierliche Akklamation angewiesen, um sich selbst und ihre politische Agenda rechtfertigen zu können. Der politischen Architektur kommt dabei die quasi exklusive Rolle als langlebige, manifeste Trägerin historisch begründeter gesellschaftlicher Identitäten zu. In Deutschland erzeugt der anhaltende Trend, öffentliche Architektur in historisierender und vordemokratischer Ästhetik wiederauferstehen zu lassen, jedoch Kontroversen hinsichtlich der politischen Legitimationsfähigkeit und des demokratischen Wertes solcher Gebäude. Durch die Entscheidung des Deutschen Bundestages und des Brandenburgischen Landtages, sich beziehungsweise anderweitige öffentliche Institutionen im Antlitz früherer preußischer Herrschaftssitze darzustellen, weisen sie einen konstituierenden Teil der jüngeren gesamtdeutschen Geschichte zurück, erschweren deren erinnerungskulturelle Aufarbeitung und erzeugen demokratiepolitische Konflikte aufgrund des Einflusses privater Eliten auf die Gestaltung des öffentlichen, politischen Raumes und dessen Symbolik. Dies schlägt sich in erinnerungspolitischen Narrativen nieder, die in parlamentarischen Diskursen um die Rekonstruktionen bedient werden. In dieser Arbeit wird versucht, diese vorgeblich gesellschaftsstiftenden, aber konfliktbehafteten Narrative in einer kritischen Diskursanalyse herauszuarbeiten.