In einem ganztägig geführten Schulsystem verbringen die Schüler*innen viel Zeit im Kontext Schule mit Lehrpersonen und Klassenkamerad*innen. Unterstützung von sprachlicher Bildung rückt damit aus dem familiären Feld immer stärker in den Verantwortungsbereich der Schule. Die Ausbildung von individueller Sprachlichkeit bedeutet auch, Raum und Zeit in den Schulen zu schaffen für die reichhaltige Mischung von Erstsprachen, Familiensprachen und Fremdsprachen, welche die Schüler*innen auszeichnet. Unterstützung der individuellen sprachlichen Kompetenzen von Schüler*innen braucht Platz und ist eine fächerübergreifende Aufgabe. Die französische Sprachenpolitik zeichnet sich allerdings durch eine starke monolinguistische Einstellung aus und schöpft die sprachlichen Ressourcen der plurilingualen Schüler*innen nur bedingt aus. Das vorliegende Mixed-Methods Projekt geht der Frage nach inwieweit das System Ganztagsschule in Frankreich die individuelle sprachliche Entwicklung von Schüler*innen fördert. Hierfür wurde in Nantes, Frankreich an zwei Mittelschulen geforscht. Der Forschungsprozess ist in drei Schritte gegliedert: Schoolscaping, qualitative Leitfadeninterviews und eine quantitative Fragebogenerhebung. Das Schoolscaping der visuellen als auch der auditiven Zeichen bildet eine starke Fokussierung der Schulen auf das Französische ab. Erst durch die Interviews und Fragebögen mit den Schüler*innen zeigt sich eine große Bandbreite an sprachlichen Ressourcen. Das Wissen um das sprachliche Repertoire der Schüler*innen, und dessen Abbildung im Schoolscape, Zeit und Raum, um diese Sprachen zu lernen und anzuwenden, individuelle Unterstützung, Sprachlerninteresse und -motive als auch generelles Wohlbefinden in der Schule beeinflussen die Ausbildung der plurilingualen Kompetenz der Schüler*innen. Die Berücksichtigung dieser Einflussfaktoren könnte eine wichtige Rolle in der Förderung der sprachlichen Kompetenzen der Schüler*innen spielen.