Abstract (deu)
Die Zersetzung organischen Materials durch Mikroorganismen im Boden ist die Grundlage des Nährstoff- und Kohlenstoffkreislaufs in terrestrischen Ökosystemen. Ein beträchtlicher Teil der Forschung ist dem Verst¨andnis der miteinander verbundenen physikalischen, chemischen und biologischen Prozesse im Zusammenhang mit der mikrobiellen Aktivität des Bodens gewidmet, die für einige der dringlichsten gesellschaftlichen Probleme von heute, wie die Emission von Treibhausgasen oder die primäre Pflanzenproduktion, von entscheidender Bedeutung sind. Böden sind aufgrund ihres hierarchischen Aufbaus aus Bodenaggregaten, die ein komplexes Porensystem bilden, sehr heterogene Lebensräume. Eine große Vielfalt von Mikroorganismen besiedelt diesen physikalisch und chemisch heterogenen Porenraum. Obwohl schon seit einigen Jahrzehnten weitestgehender Konsns darüber besteht, dass mikrobielle Prozesse stark von der räumlich heterogenen Architektur des Bodenporenraums und der ungleichmäßigen Verteilung des Substrats beeinflusst werden, werden die Eigenschaften des Porennetzes nur selten in Modellen des mikrobiellen Abbaus von organischen Material berücksichtigt. Wir verwenden einen agentenbasierten Modellierungsansatz, um die folgenden Fragen zu beantworten: 1. Wie beeinflusst die Netzwerkarchitektur die Effizienz des Abbaus organischen Materials? 2. Wie wirken sich Netzwerkeigenschaften wie ’average node degree’, ’shortest path length’ und ’clustering coefficient’ auf die Effizienz des Abbaus organischen Materials aus? 3. Kann zuäatzliche Heterogenität hinsichtlich der Poreneigenschaften die Effizienz des Abbaus beeinflussen? Um die räumliche Heterogenität des Porenraums darzustellen, werden die Bodenporen als Knoten (’nodes’) eines über Kanten (’links’) verbundenen Netzwerks modelliert. Den Knoten werden spezifische Attribute zugewiesen, um ihre physikalischen und chemischen Bedingungen zu beschreiben. Mikroorganismen bewohnen Teile des Netzwerks und bauen organisches Material ab, das ihnen zur Verfügung steht. Abhängig vom mikrobiellen Wachstum können benachbarte Poren über die verbindenden Kanten erreicht werden. Wir konnten eine Reihe von Netzwerkeigenschaften bestimmen, die sich auf die Effizienz des Abbaus durch Bodenmikroorganismen auswirken. Während eine starke Clusterbildung der Knoten eine nahezu vollständige Zersetzung des Substrats ermöglicht, kann das Vorhandensein weniger, sehr vernetzter Knoten (’hubs’) die Effizienz des Abbaus verringern und dazu führen, dass ein größerer Anteil des Substrats unzersetzt bleibt. Während das Vorhandensein von hubs im Allgemeinen keinen Einfluss auf die Dauer des Abbaus hat, verlangsamt eine starke Clusterbildung den Abbau. Die Auswirkungen der Clusterbildung werden durch die anfängliche Substratkonzentration nicht beeinflusst, während das Vorhandensein von hubs insbesondere bei niedrigen Substratkonzentrationen dazu führt, dass große Mengen des anfänglichen Substrats unzersetzt bleiben. Was die mikrobiellen Wachstumsparameter betrifft, so zeigt das System ein Schwellenverhalten. Bei zu geringem mikrobiellen Wachstum leben die Mikroorganismen nur in den ursprünglich besetzten Poren und sind nicht in der Lage, in neue Poren vorzudringen. Wenn die Substratkonzentration oder die Wachstumsrate einen Schwellenwert erreicht, kommt es zu einem sprunghaften Anstieg der Invasion in alle erreichbaren Poren des Netzwerks und zu einer wesentlich höheren Effizienz bei der Zersetzung. Außerdem führt zusätzliche Heterogenität in anderen Poreneigenschaften zu einer geringeren Invasionseffizienz, einer geringeren Zersetzungsrate und einer größeren Menge an Substrat, die am Ende übrig bleibt. Diese Ergebnisse ermöglichen ein besseres Verständnis des Einflusses der Architektur des Bodenporennetzes auf mikrobielle Abbau-Prozesse und darüber hinaus eine bessere Abschätzung der Auswirkungen des Klimawandels auf mikrobielle Prozesse im Boden.