Abstract (deu)
Diese Thesis untersucht die Ideologien in der osmanischen Provinz Süd Marmara zwischen 1890 und 1922 und die Effekten, die sie auf den Zerfall der osmanischen Gesellschaft hatten. Es wird ein historiographischer Ansatz gewählt, bei dem vier Werke (Gingeras, Doumanis, Erol und Karpat) besprochen werden, die sich auf die wirtschaftlichen, religiösen und politischen Entwicklungen in Süd Marmara konzentrieren. Die Untersuchung zeigt, wie das osmanische Regime, das seinen militärischen und wirtschaftlichen Nachteil gegenüber Europa erkannte, entschlossen war, das Reich zu modernisieren. Die eingeführten übergreifenden ideologischen Konzepte, die die Bewohner von Süd Marmara vereinen sollten, nämlich Osmanismus und Islamismus, konnten sich in der Region letztlich nicht etablieren. In den seit Jahrhunderten bestehenden multiethnischen Gemeinschaften kam es zu ersten Rissen, als die Introduktion von Kapitalismus in der Osmanische Wirtschaft die orthodoxen Christen auf Kosten der Muslime begünstigte. Um dem aufkommenden Nationalismus der Christen in der Region entgegenzuwirken, wurde der Islam politisiert, was zu weiteren Spannungen zwischen den Religionen führte. Die Versuche des jungtürkischen Regimes, ethnisch homogene Regionen im Kern des Reiches zu bilden, führten zur ersten Zerstörung der Gemeinschaften. Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches, der griechischen Invasion und der Gegenoffensive der türkischen Nationalbewegung waren die Einwohner schließlich gezwungen, sich in Sicherheit zu bringen. Indem sie sich einer der beiden Seiten anschlossen und den Regionalismus und das Osmanismus, die versucht hatten, diese Spaltungen zu überwinden, unwiderruflich ablehnten. Durch die Untersuchung der Art und Weise, wie die osmanische Gesellschaft in dieser speziellen Region mit dem Wandel umging, sollen Tendenzen herausgearbeitet werden, die die allgemeinen Ereignisse während der Dämmerung des Reiches erklären können. Außerdem wird gezeigt, dass die Moderne in den lokalen Traditionen verankert sein muss. Die vom internationalen System an das Osmanische Reich gestellten Probleme erforderten rasche Modernisierungsanstrengungen des Regimes, die Gegenbewegungen hervorriefen und unumkehrbar zu Gewalt und dem Zusammenbruch der osmanischen Gesellschaft in Süd Marmara führten.