Abstract (deu)
Die transatlantischen Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Kanada waren seit jeher zwar linear, aber dennoch komplex. Dies ist dadurch begründet, dass es ihre institutionellen Unterschiede es unmöglich machten mit einzelnen europäischen Ländern, über bilaterale Abkommen hinaus, politische Beziehungen zu etablieren. Vom Rahmenabkommen für wirtschaftliche und kommerzielle Zusammenarbeit von 1976 bis zum umfassenden Wirtschafts- und Handelsabkommen haben beide Regionen im Laufe der Jahrzehnte unter dem Druck globaler Herausforderungen versucht, bilaterale Beziehungen aufzubauen. In jüngster Vergangenheit haben die Trump-Präsidentschaft, der Brexit, die Annexion der Krim und die russische Invasion in der Ukraine sowie die COVID-19-Pandemie die Notwendigkeit ans Licht gebracht, eine stärkere transatlantische Beziehung zwischen Kanada und der EU fördern. Die größte Herausforderung für beide Regionen in ihrer transatlantischen Partnerschaft besteht jedoch darin, Energiesicherheit in Europa zu schaffen. Mit dem Europäischen Green Deal (EGD) möchte die EU ihre politische, wirtschaftliche, soziale und institutionelle Infrastruktur vollständig ändern, um einen Null-Emissions-Plan zu ermöglichen. Dabei stellt grüne Energie eines der zentralen Elemente zur Bekämpfung des Klimawandels und der Energieunsicherheit dar. Kanada arbeitet bereits gemeinsam mit Deutschland an der Herstellung und der Exportvorbereitung von grünem Wasserstoff, um Deutschland bei der Umstellung auf die EGD-Strategie zur Nullemission zu unterstützen. Angesichts der Tatsache, dass Kanada bereits über enorme Kapazitäten zur Erzeugung grüner Energie verfügt, hat die EU das Potenzial für eine Ausweitung ihrer Beziehungen zu Kanada über die bereits bestehenden Handelsabkommen hinaus erkannt. Die Frage ist: Wie wird der Europäische Green Deal die Außenpolitik der EU gegenüber Kanada prägen?