Abstract (deu)
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Dekolonisierung aus akademischen Kreisen durch Aktivismus in einen breiteren öffentlichen Diskurs bewegt. Soziale Bewegungen wie "Black Lives Matter" haben das Bewusstsein für die anhaltende Gewalt der Kolonialität geschärft. Besonders im Museumsbereich sind dekoloniale Kritiken inzwischen ein weit verbreitetes Thema. Der aktuellen dekolonialen Wende ging seit den 1980er Jahren ein Übergang zum ‘Community Engagement’ voraus. Dies war gekennzeichnet durch eine Priorisierung von lokalem Wissen. Das Museum soll den Menschen dienen, und nicht als Instrument staatliches Wissen benutzt werden. In dieser Arbeit, die London als ehemalige imperiale Metropole in den Mittelpunkt stellt, wird versucht, die Nuancen der Dekolonisierung im städtischen Museumskontext zu ergründen. Dadurch werden die zwei Fragen beantwortet, 1) wie verstehen und angehen Museen die Bürgerbeteiligung, und wie werden diese von den in diesem Sektor Tätigen erlebt, und 2) inwieweit Praktiken der Bürgerbeteiligung mit der Dekolonisierung verbunden sind. Mit Hilfe einer qualitativen Datenmethodik, die sich aus der Analyse von Dokumenten und Experteninterviews zusammensetzt, wird die Forschung des Museumssektor in London untersuchen. Durch die Analyse von Community-Engagement und ko-kuratorischen Praktiken zur Unterbrechung typischer Machtverhältnisse, wird die Forschung versuchen, zwei bisher getrennte Stränge zu integrieren. Diese Konzepte sind bisher im Kontext des Vereinigten Königreichs nicht untersucht worden. Im Allgemeinen wurde der Dekolonisierung in Gegenden ohne unmittelbare indigene Bevölkerung weniger Aufmerksamkeit geschenkt, und es wurden eher vereinfachte Figurationen der Dekolonisierung entwickelt. Die Ergebnisse werden zu einem besseren Verständnis dessen beitragen, wie museale Dekolonisierung im Kontext ehemaliger kolonialer Zentren - wie sie in ganz Europa existieren - aussehen könnte und möglicherweise sollte.